Jetzt ist das Wort gefallen … Fanatismus

Jetzt ist das Wort gefallen … Fanatismus

„Jetzt ist das Wort Fanatismus für die Aktivitäten einer der militantesten Anti-Raucher-Organisationen gefallen, und zwar aus den eigenen Reihen der Tobacco Control.


Michael Siegel, Mediziner und Professor an der Boston School of Public Health, ursprünglich selbst leitendes Mitglied der ebenfalls extremen Organisation American for Non-Smoker’s Rights, von der er sich inzwischen distanziert hat, bezeichnet in einer brillianten Analyse die auf der Website von ASH publizierten Rechtfertigungen für ein umfassendes Rauchverbot als Fanatismus.
ASH fordert ein absolutes Rauchverbot:

  • in „öffentlichen“ Gebäuden (auch Restaurants, private Clubs)
  • in Städten, an Stränden,
  • in privaten Wohnungen

und empfiehlt Unternehmen, Raucher nicht mehr einzustellen und alle Raucher zu entlassen, sowie die medizinische Behandlung von Rauchern nicht mehr aus der Krankenversicherung zu bezahlen. Der Gründer von ASH, John Banzhaf, Professor für Recht, bietet im Vorbeigehen auch seine Dienste als Rechtsanwalt an.
Siegel definiert Fanatismus als „extremen, unkritischen Eifer oder Einsatz für eine Sache“.
Unter anderem nimmt er Bezug auf eine Studie, die von ASH dahin interpretiert wird, dass das Einatmen von Zigarettenrauch auf der Strasse während 30 Minuten zum sofortigen Herzstillstand bei Nichtrauchern führen kann. Die Studie kommt aber zum nur Schluss, dass dies zu einer messbaren Dysfunktion im Endothelium führen kann.
Siegel zitiert eine andere Studie, die den selben Effekt nach dem Genuss einer fetthaltigen Mahlzeit festgestellt hat. Diese Studie erwähnt auch, dass es sich um einen reversiblen (=natürlichen) Effekt handelt, der innerhalb von 4 Stunden wieder verschwindet.
(Plotnick GD, Corretti MC, Vogel RA. Effect of antioxidant vitamins on the transient impairment of endothelium-dependent brachial artery vasoactivity following a single high-fat meal. JAMA 1997; 278:1682-86)
Hat jemand schon ein Verbot von Käsespeisen und Milcheis gefordert?
Die Analyse von Siegel zeigt folgendes:

  • Studien kann man sehr leicht für die eigenen Zwecke zurechtbiegen, indem man sie unkritisch und isoliert betrachtet
  • für Nicht-Wissenschaftler (und ergo Journalisten) ist es unmöglich, Studien richtig zu interpretieren und sie in einen grösseren Zusammenhang zu stellen
  • Anti-Organisation können ungestraft Lügen verbreiten, weil es weder Kritik noch Opposition gibt, seit man der Tabakindustrie und den von ihr bezahlten Forschern das Mikrofon weggenommen hat. Die Raucher verfügen nicht über die Mittel (und das Sprachrohr), um sich kritisch zu äussern und ihre Interessen zu verteidigen.
  • auch wenn das Rauchen (und die Raucher) völlig aus unserer Welt verschwänden, würde das nicht bedeuten, dass wir unsterblich werden. Raucher als Mörder zu bezeichnen ist absurd, kurzsichtig, egoistisch, despektierlich und wissenschaftlich unaltbar.

Wirklich lesenswert!
Siegel, Michael: Why ASH’s Recent Actions Are an Example of Fanaticism, Rather than Science-Based Advocacy

Red.