Von Kakao und Lakritze

Von Kakao und Lakritze

In diesem Jahr wird die Zunahme der Aspekte besonders deutlich, unter denen das Rauchen in der öffentlichen Debatte thematisiert wird. Der neueste Knüller: Böse Zusatzstoffe, die von noch böseren Tabakkonzernen dem eigentlich natürlichen Tabak beigemengt werden.
Verbraucherschutzministerin Künast ist jetzt ebenfalls auf den Anti-Raucher-Zug aufgesprungen. Im Internet hat ihr Ministerium eine Liste der Zusatzstoffe veröffentlicht, die bei einzelnen Marken dem Tabak beigemengt werden. Nach und nach soll die Liste abgearbeitet und auf Risikopotentiale untersucht werden.


Transparenz ist eine feine Sache, und natürlich kann es nicht schaden, wenn wir Verbraucher wissen, was wir alles wirklich zu uns nehmen. Das Problem jedoch liegt in der Zielsetzung: Bei der Untersuchung geht es nicht nur um potentielle gesundheitliche Risiken, sondern auch um die vermeintliche „Suchtwirkung“. Und dies läuft letztlich auf die Schlußfolgerung hinaus: Was den Geschmack einer Zigarette angenehmer macht – und dadurch vermeintlich den Einstieg in die „Sucht“ fördert – soll verboten werden. Als plakatives Beispiel dienen die Mentholzigaretten, die durch ihren Geschmack und durch die Unterdrückung eines Hustenreizes den Einstieg ins Rauchen fördern sollen.
Wahrscheinlich haben wir es zum ersten Mal in der Geschichte mit einem Ansatz zum „Verbraucherschutz“ zu tun, für den das Produkt so ungenießbar wie nur irgend möglich gemacht werden soll. Denn genau dieses Ziel wohnt der Debatte um Zusatzstoffe tatsächlich inne.
Jeder Raucher wird dankbar sein, wenn überflüssig gefährliche Substanzen aus seiner Zigarette entfernt werden. Wie bei den über 4000 Stoffen, die bereits im Tabakrauch identifiziert worden sind, die spezielle Wirkung eines einzelnen Stoffes ermittelt werden soll, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber der mittlerweile üblich gewordene „Schützt die Kinder!“-Sermon darf nicht dazu dienen, den Rauchern jetzt auch noch durch erzwungene Geschmacks-Verschlechterungen die Lust auf eine Zigarette zu vergällen. Wer Jugendliche vom Rauchen abhalten will, sollte mit sachlicher Aufklärung arbeiten und strikt die bestehenden Altersgrenzen durchsetzen. Versuche, zu diesem Zweck möglichst unverträgliche Zigaretten gesetzlich zu erzwingen, sind absolut fehl am Platz.

Bocholter-Borkener Volksblatt (Hrsg.): Künast will herkömmliche Zigaretten verbieten

Red.