Beschwerdebrief an den Spiegel

Beschwerdebrief an den Spiegel

An Herrn
Stefan Aust, Chefredaktion
Spiegel Verlag
Brandstwiete 19
20457 Hamburg


Spiegel Ausgabe Nr.7/07: Deutscher Dunst – Klaus Brinkbäumer, Barbara Hardinghaus

Sehr geehrte Damen und Herren,
dies ist kein Leserbrief, sondern eine Beschwerde von langjährigen Spiegel-Lesern.

Wir – die Sprecher von MUT (Zusammenschluß von Zigarren- und Pfeifentabakherstellern sowie Inhabern von Tabak-Fachgeschäften) – überlegen uns schon einige Zeit, ob der Bericht über die Leiden des Abgeordneten Binding eine Persiflage über einen Berliner Don Quijote oder ein journalistisches Wehklagen über die zur „Tabakrepublik“ verkommenen Bundesrepublik sein soll.
Gehen wir einmal davon aus, dass Teile Ihrer Redaktion nach wie vor nach dem Grundsatz verfahren „Meinungen bilden, statt Meinungen machen“. Auffällig ist dabei allerdings, dass die Meinungsmacher in Ihrem Hause auf die Thematik rund um das Rauchen angesetzt werden. Offenbar hat diese Tendenz erst so richtig eingesetzt, seitdem der Spiegel keine Tabakreklame mehr veröffentlichen darf.Ein Schelm, wer Gutes dabei denkt! Einen sechsseitigen Aufsatz, der sich nach Ende der ersten
Seite inhaltlich bis zur sechsten wiederholt, hätte man vor dreißig Jahren der Schülerzeitung einer Bremer Realschule zugeordnet. Wenn Ihr Journalist im Stil einer Rosamunde Pilcher den herzzerreißenden, altruistischen Kampf einer Frau Pötschke-Langer als moderne Florence Nightingale aus Heidelberg beschreibt, könnten einem fast die Tränen kommen, allerdings nicht aus Rührung. Auch in unserem Kreis gibt es schwere Schicksalsschläge: Die Eltern eines unserer Sprecher wurden vor 15 Jahren von einem betrunkenen älteren Autofahrer regelrecht über den Haufen gefahren und lebensgefährlich verletzt. Trotzdem ist es
der Familie nicht in den Sinn gekommen, einen Feldzug gegen Alkohol und ältere Autofahrer zu starten, obwohl die ganze Familie unter den Folgen des schweren Unfalls gelitten hat und noch leidet! Dass Rauchen gesundheitliche Risiken in sich birgt, Jugendliche bis zum Abschluss ihres körperlichen Wachstums davon abgehalten werden sollen und Nichtraucher rauchfreie Luft haben wollen, ist nicht im geringsten in Zweifel zu ziehen. Ebenso sind die Machenschaften internationaler ZigarettenkonzerneNB: diese produzieren ausschließlich Zigaretten und haben mit Zigarren- oder Pfeifentabak nun gar nichts zu tun! – alles andere als zu billigen. Mehr noch: auch uns setzen diese Konzerne mit ihrer monopolistischen Politik enorm zu. Der Tenor Ihrer „Raucherartikel“ impliziert jedoch regelrecht, dass jeder rauchende Politiker, egal welcher Couleur, am Tropf von „Big Tobacco“ hängt. Dass Lobbyisten aus anderen Bereichen die Partitur der Einflussnahme in Brüssel und Berlin brillant beherrschen und sich insgeheim darüber freuen, dass der unpopuläre Bruder aus der Global Player Loge die Meute auf sich lenkt, daran besteht für uns nicht der geringste Zweifel. Als noch vor einigen Jahren die US-Medien der Bevölkerung einzuhämmern versuchten, das Ozonloch sei eine Erfindung ökologisch fanatischer Europäer, war die Jagd auf die Raucher in den USA schon eröffnet. Wer hinterfragt anhand solch eines erzeugten Bildes die Verwicklung der CIA in den Drogenhandel, die Rodung von Regenwäldern, damit der Fleischbedarf der Welt gedeckt werden kann?
Dabei könnte man fast schon an die nur ausschließlich guten Absichten und visionären Fähigkeiten von McDonald’s glauben, als dieser schon vor Jahren ein Rauchverbot in seinen Restaurants verhängte.
Von einem Verlag mit Ihrer Tradition des investigativen Journalismus kann man erwarten, dass er die moderne Inszenierung machiavellischer und altrömischer Maximen à la „divide et impera“ durchschaut. Dagegen machen Sie sich zum Erfüllungsgehilfen dieser pathologischen Materialisten und hetzen ganze Volksgruppen gegeneinander auf, indem Sie fleißig mitsuggerieren, nichts auf der Welt sei so tödlich wie das Rauchen. Wenn Ihnen an einer freiheitlichen Demokratie etwas liegt, müssten Sie doch Wege zur moderaten Lösung dieses Problems aufzeigen. Warum recherchieren Sie nicht nach technischen Lösungen wie Sie in Industrie und Labortechnik längst zum Einsatz kommen? Stattdessen propagieren Sie die Unfehlbarkeit eines DKFZ, das technische Mittel zum Nichtraucher- Schutz zuerst als nicht bezahlbar und später als unwirksam bezeichnete. Betreibt man da eigentlich eigene Forschung in Sachen Tabakrauch oder macht man nur PR? Man übernimmt doch großenteils fertige Analysen und Studien, „überarbeitet“ diese und veröffentlicht sie mit dem Anspruch des Absoluten. Jeder, der etwas dagegen behauptet, ist entweder „nicht wissenschaftlich kompetent oder von der Tabaklobby gekauft“. Was macht man dort noch, wenn die inszenierte Hetze außer Kontrolle gerät und das Rauchen generell kriminalisiert, sprich verboten wird? Hierzu meinte Professor Wiesler vom DKFZ aus gutem Grund „Um Gottes Willen das Rauchen nicht verbieten“. Wozu ist eine solche Einrichtung noch gut,
wenn die Meute den Fuchs ganz zerrissen hat?
Der Publizist Jürgen Roth bezeichnet in seinem Buch „Der Deutschland Clan“ das Niveau der deutschen Journalisten auf dem Tiefpunkt seit Kriegsende. Selbst die gehobenen Medien veröffentlichen nach ihm zu 50% Meldungen von Agenturen und sonstigen Quellen, kommagenau und ungeprüft. Da wundert es nicht, wenn man in Ihrer Ausgabe Nr. 24 vom 12.06.06 zu lesen steht, in Schottland sei seit Einführung des Rauchverbots der Umsatz in Lokalen und Restaurants zweistellig
gestiegen. Der schottische Gastronomieverband verzeichnete in dieser Zeit aber tatsächlich 20% Täglich kommt mindestens eine neue dazu, auch aus dem mittelbaren Zuliefererbereich der Gastronomie, z. B. Firmen für Belüftungsanlagen. Dies ist eindeutig recherchierbar, wenn man das denn möchte.
Wenn Frau Pötschke-Langer demnächst in Ihrer bewährten Art behaupten sollte, das Ozonloch sei auf Grund neuester Erkenntnisse der WHO das Resultat von Tabakqualm aus den vergangenen zweihundert Jahren, wird sich in Ihrem Hause bestimmt jemand finden, der dies eins zu eins wiedergibt. Und als nächstes fordert man vielleicht gemeinsam mit Frau Bätzing postum eine Zensur für Belletristik mit rauchenden Hauptfiguren. Es wäre jedoch ein Gebot der Fairness, Ihren Ex- Kollegen Michael Preute alias Jacques Berndorf darüber zu unterrichten, dass er seinem Detektiv Siggi Baumeister rechtzeitig einen Lolly statt der Tabakspfeife verpasst.
Wir befürchten, dass dem Spiegel auf diesem Weg die intellektuell geprägte Leserschaft abhanden kommt. Es braucht nicht viel, um zu erkennen, welche Rolle die Medien bei dieser bewusst lancierten Volksverblödung übernommen haben. Wäre es Rudolf Augstein gestattet, für nur kurze Zeit ins menschliche Gewand zu schlüpfen, so würde er bestimmt Ihren Redakteuren ein paar Takte dazu zu erzählen haben.
Wir suchen den aufklärenden Dialog: Überlegen Sie doch einmal, ob einer Ihrer Redakteure eines unserer Pfeifen- und Zigarren-Kolloquien besucht, um zu sehen, dass Raucher nicht nur haltlose Süchtlinge, sondern Menschen mit Sinn für Genuss und mit Kopf und Charakter sind. Vielleicht trägt das folgende Zitat ein bisschen dazu bei, die Denke und Schreibe in Ihrem Hause wieder in die ursprüngliche Richtung zu bringen, weil es die wahre Gefahr beleuchtet: Liberty dies by inches (alteng. Sprichwort)

Mit freundlichen Grüssen
Gerd Falkum
MUT Sprecher
(Mittelständische Unternehmen der Tabakwirtschaft)

MUT Mittelständische Unternehmen der Tabakwirtschaft . Geibelstraße 7 . 45472 Mülheim a. d. Ruhr
Fon: 0208. 78 10 62 . Fax: 0208. 49 27 37 . Email: mut@hjdersche.de . www.mut-tabak.de .
Bankverbindung : Sparkasse Mülheim a. d. Ruhr . BLZ 362 500 00 . Konto Nr. 175 027 807 . Steuernummer 120/5047/1730
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Red.