Wissenschaft: Risiko Passivrauchen ist gering

Wissenschaft: Risiko Passivrauchen ist gering

Aus der Wochenzeitschrift Elsevier 9/2007, Niederlande, März 2007:

Natürlich darf Ab Klink Rauchen in der Gastronomie verbieten; aber er soll dann die richtigen Argumente bringen: Es ist widerlich, aber nicht gefährlich. Es spricht manches für das Rauchverbot in der Gastronomie, das Minister Ab Klink (CDA) anstrebt.

Nun ist das Gesundheitsargument jedoch das schwächste. So unumstritten wie das Verhältnis zwischen Aktivrauchen und Gesundheit ist, so butterweich ist der Zusammenhang zwischen Passivrauch und Krankheit. Es gibt also einen Unterschied Rauchen. Die Gesundheitsrisiken des Rauchens hängen von der Konzentration der inhalierten Giftstoffe ab. Daher ist die Konzentration an Gefahrstoffen in den Lungen des Aktivrauchers tausend bis zehntausendmal grösser als in den Lungen des unfreiwilligen Passivrauchers. Passivrauchen erhöht das Risiko für diverse Krankheiten – Atemwegsbeschwerden, Herzleiden und Lungenkrebs – vermutlich um 20 bis 30 Prozent. Für den Laien klingt das vielleicht eindrucksvoll; ein erfahrener Epidemiologe jedoch reagiert auf Risikosteigerungen, die unter 100 % liegen, mit Schulterzucken. Die Epidemiologie, die Wissenschaft, die diese Art Risikozahlen generiert, ist keine exakte Wissenschaft und eine Steigerung von 20 bis 30 Prozent kann sich sich bei einer etwas anderen Fragestellung in einer Studie mit etwas anderem Schwerpunkt in Rauch auflösen. Anders ausgedrückt: Ein Nichtraucher erkrankt mit einer Wahrscheinlichkeit von ungefähr 1 Prozent an Lungenkrebs. Durch Passivrauchen würde sich diese Gefahr von 1,0 auf 1,2 Prozent erhöhen. Zum Vergleich: ein Aktivraucher, vor allem wenn der Tabaksrauch inhaliert wird, hat ein zehnmal so hohes Risiko, Lungenkrebs zu bekommen. Dies ist erst eine echte Erhöhung des Risikos, in der Grössenordnung von 1.000 Prozent. Auf Basis dieser 20 bis 30 Prozent Risikozunahme durch Passivrauch kommen fanatische Gegner des Rauchens (wie der niederländische Gesundheitsrat) zu Schätzungen, dass Passivrauch jährlich mehreren Tausend Niederländen das Leben kosten würde.
Zur Verdeutlichung: Dies sind keine tatsächlichen Toten, sondern reine Schätzungen auf Papier, die auf den Risikoerhöhungen von 20 bis 30 Prozent basieren. Sie sind genauso theoretisch wie die Zehntausenden Toten, die der Feinstaub bei der niederländischen Bevölkerung verursachen würde.
Um diese Risiken besser einschätzen zu können, kann man einen Vergleich mit anderen Risiken vornehmen. Dies tat Zigarettenfabrikant Philip Morris in 1996. In seitengroßen Anzeigen wurde auf wissenschaftliche Studien verwiesen, die angaben, dass das Gesundheitsrisiko des Passivrauchs in der Größenordnung des täglichen Trinkens von zwei Gläsern Vollmilch bzw. regelmässigem Verzehr von Plätzchen liegt. Natürlich brach ein Sturm der Entrüstung aus, jedoch mussten viele Wissenschaftler
zähneknirschend zugeben, dass die Anzeigen einen wahren Kern enthielten, und die Risiken des Passivrauchen tatsächlich viel kleiner sind als stets unterstellt wird.
Es gibt sogar eine stets plausibler werdende Theorie, Hormesis, dass kleine Dosen toxischer Stoffe gerade einen schützenden Effekt haben, da sie das Immunsystem in Übung halten. Dieser Theorie zufolge werden giftige Stoffe erst oberhalb einer gewissen Grenze gefährlich. Unter dieser Grenze sind sie vielmehr gesund. Natürlich steht außer Frage, dass Passivrauch vielen Menschen unangenehm ist und als ungesund erfahren wird. Vor allem Asthma- und Bronchitis-Patienten leiden unter dem dem reizenden und stinkenden Tabaksrauch. Von einem großen Gesundheitsrisiko wie beim Aktivrauchen kann jedoch keine Rede sein.
(Wochenzeitschrift Elsevier 9/2007, Niederlande)

Red.