Rezension: Romano Grieshaber – Passivrauchen: Götterdämmerung der Wissenschaft

Rezension: Romano Grieshaber – Passivrauchen: Götterdämmerung der Wissenschaft

Prof. Romano Grieshaber

Die Frage ‚Ist Passivrauchen gesundheitsschädlich??‘ gilt allgemein als bereits eindeutig beantwortet.
Ich habe in meiner Präventionsforschung eine solche eindeutige Antwort aber nicht gefunden.
Im Gegenteil!“


Prof. Romano Grieshaber

Der deutsche Medizinprofessor R. Grieshaber hat im März 2012, ein Jahr nach seinem Eintritt in den Ruhestand, ein Buch veröffentlicht, in dem er sich mit den „kreativen Wahrheiten“ der WHO und ihrer Steigbügelhalter in Wissenschaft und Politik auseinandersetzt – sowie den Methoden, mit denen diese „Wahrheiten“ zu Gesetzen durchgepeitscht werden.

Passivrauchen – Götterdämmerung der Wissenschaft

Das Buch heißt „Passivrauchen – Götterdämmerung der Wissenschaft“, und sein Erscheinen ist ein Ereignis der besonderen Art. Denn Grieshaber ist der Erste und bisher Einzige in Deutschland – wenn nicht gar weltweit -, der eigene Passivrauchforschung betrieben hat und schließlich an die Öffentlichkeit getreten ist, um Widerspruch gegen die hochheiligen Dogmen der WHO einzulegen und diese, vom Standpunkt des Praktikers, als das zu entlarven, was sie sind: ideologische Zahlenakrobatik fernab jeder Realität…

Wir fragen uns ja oft, wie es kommen konnte, dass annähernd die Gesamtheit der Gelehrtenwelt toleriert, dass rund um den Globus Gesetze gegen Raucher (zum Schutz der Nichtraucher, wie es heißt) geschmiedet, von der Gerichtsbarkeit abgesegnet und von den Medien bejubelt werden, obwohl die „Studien“, die ihnen zugrundeliegen, derart fadenscheinig sind, dass selbst der Laie – sofern er sich denn damit befasst – erkennen kann, dass weitaus mehr Missionseifer als Wissenschaft zu ihrer Entstehung beigetragen hat.
Wie kann es sein, dass die noch ernsthaften, unvoreingenommenen Forscher eine solche Entwicklung dulden?
Warum – auch diese Frage stellt sich – muss selbst einer, der den Mumm hat, dagegen aufzustehen, damit bis zu seiner Pensionierung warten?
Grieshaber selbst gibt die Antwort darauf:
»Nach einer bekannten Redensart korrumpiert Macht, und absolute Macht korrumpiert absolut. Dass in der Wissenschaft, wann immer es um das Thema Tabak geht, jeder Widerspruch mit den immer gleichen Totschlagsphrasen so leicht im Keim erstickt werden kann („Tabaklobby“-Vorwürfe etc.), hat der von der WHO angeführten weltumspannenden Tabakkontroll-Bewegung eine Machtposition verschafft, die zu viele Versuchungen in sich barg, als dass ihre wissenschaftliche Integrität dies hätte unbeschadet überstehen können. Ich gehe davon aus, dass dies den Wissenschaftlern, die sich mit dem Thema Tabakrauch bereits eingehender befasst haben, überwiegend längst bekannt ist. Doch fast jeder von ihnen schweigt. Warum? Angesichts meiner eigenen Erlebnisse liegt der Verdacht nahe, dass abweichende Stimmen systematisch zum Schweigen gebracht werden. Dass dafür wirkungsvolle Druckmittel existieren, davon konnte ich mich hinreichend überzeugen.«
In einem Interview wurde Grieshaber gefragt, wie man sich die Repressalien gegen ihn vorstellen könne. „Kollegen aus der deutschen Wissenschaftsgemeinde haben mich und meine Arbeit diffamiert“, sagte er. „Mir wurde Vasallentum der Tabakindustrie unterstellt; ich wurde sogar einmal als ‚Massenmörder‘ tituliert. Solche Entgleisungen und Verleumdungen sind nicht leicht zu verdauen, vor allem, wenn es auch Mitarbeiter betrifft und unsere Reputation als Wissenschaftler verletzt wird.“

Wer ist Grieshaber?

Prof. Romano Grieshaber

Prof. Dr. med. Romano Grieshaber war von 2000 bis zu seiner Pensionierung im März 2011 verantwortlicher Leiter der Prävention und Forschung der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten (BGN) und ist Honorarprofessor für Angewandte Prävention und Gesundheitsförderung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er war Vorstandsmitglied der Forschungsgesellschaft für angewandte Systemsicherheit und Arbeitsmedizin (FSA), Mitglied der Internationalen Vereinigung für soziale Sicherheit (IVSS) und Vorstandssprecher des Kompetenzzentrums für interdisziplinäre Prävention (KIP) der Universität Jena. Grieshaber ist Mediziner. Nach klinischer Tätigkeit in Innerer Medizin, Unfallchirurgie, Notarztwesen und Arbeitsmedizin wurde er ab 1986 Leitender Arzt beim Arbeitsmedizinischen Dienst der BGN, ab 1994 Ärztlicher Direktor und ab 2000, s.o., Leiter der Prävention und Forschung daselbst.
Mittelpunkt seines Berufs- und Forschungslebens waren Kausalzusammenhänge bei arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren. Untersuchungen zur Passivrauchbelastung in der Gastronomie und die Auseinandersetzung mit den Hypothesen, die zur Grundlage der Nichtraucherschutzgesetzgebung geworden sind, bildeten etliche Jahre lang einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Grieshaber ist Nichtraucher und war es schon immer.

Warum dieses Buch?

Es geht dem Autor ganz offensichtlich nicht „nur“ gegen den Strich, dass die Wissenschaft auf dem besten Weg ist, sich selbst unglaubwürdig zu machen, er sieht in der Anwendung statistischer Zahlenspiele im Dienste einer vermeintlichen, angeblichen „guten Sache“ auch handfeste Gefahren, und zwar für Leib und Leben von realen Menschen (im Gegensatz zu nur auf dem Papier existierenden Menschenmengen).

Dass er, der Arzt, damit in Opposition zu den Dogmatikern steht, liegt auf der Hand, zumal für Letztere die Menschen v.a. im Zuge einer gigantomanischen kollektiven Umerziehung interessant sind. So fragte, etwa zeitgleich mit dem Erscheinen von Grieshabers Buch, die Generalsekretärin der WHO, Frau Chan, auf einer Konferenz in Singapur ihre (auf wessen Kosten?) aus aller Welt angereiste, geneigte Zuhörerschaft: „Können wir den Verkauf von Zigaretten verbieten?“ – und ihr Publikum donnerte ihr ein „Ja!“ entgegen. „Wenn wir zusammenstehen“, so Frau Chan befriedigt, „kann die Branche nicht überleben.“ Da ist natürlich kein Platz für die Verschwendung eines Gedankens daran, dass für einen riesigen Teil der Weltbevölkerung der Tabakgenuss ganz normal zum Leben gehört, da meint man mit allen Mitteln einen Teufel austreiben zu müssen, da geht es um die Zerstörung eines ganzen Industriezweigs einschließlich aller Existenzen, die mit dranhängen.

Grieshaber hingegen geht es nicht um Zerstörung und Umerziehung, sondern um Erhaltung, nämlich der Gesundheit des Einzelnen, und da ist Rechthaberei um jeden Preis fehl am Platz. Er schreibt:
»Was mich dabei umtreibt, ist meine jahrzehntelange Erfahrung sowohl im praktischen ärztlichen als auch wissenschaftlichen Umgang mit der arbeitenden Bevölkerung und den Risiken, denen sie ausgesetzt ist. Sie sind die Opfer dieser Symbolpolitik. Sie werden mit Pseudoerklärungen und unzutreffenden Schuldzuweisungen abgespeist, während die wirklichen Gründe für ihre Krankheiten unerkannt bleiben – sogar unerkannt bleiben sollen, weil alles andere die Grundlagen des außer Kontrolle geratenen WHO-Feldzug in Gefahr bringen würde.
Meine Haltung zum Passivrauchthema hat sich erst allmählich entwickelt, je mehr ich das volle Ausmaß der Besessenheit erkannt und zu spüren bekommen habe, mit dem die WHO-gesteuerte Wissenschaft reagiert, wenn sie sich mit der Wirklichkeit auseinandersetzen soll.«

Zum Inhalt

Allein schon die Überschriften der neun Kapitel vermitteln einen Eindruck davon, wie Grieshaber die Sache angeht und dass hier Klartext geredet wird:

1. Das Klinikum München erfüllt einen Auftrag
2. Missionsdrang und Kriegsrhetorik: Die WHO in der Nachfolge der Heiligen Inquisition
3. Die kreativen Wahrheiten der Kollaborateure
4. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Wirt Ihrer Stammkneipe
5. Das Epidemiologen-Einmaleins
6. … und morgen die ganze Welt?
7. Höhere Mathematik für Milchmädchen
8. Gut gemeint ist das Gegenteil von gut
9. Wann kommt der Aufstand der Anständigen?

Prof. Grieshaber nimmt die Thematik aus mehreren Warten ins Visier.
Zum einen berichtet er aus eigener Forschung, die er und seine Kollegen vor einigen Jahren betrieben haben. Hierzu gehörte auch die Widerlegung des berüchtigten Invernizzi-Experiments (in dem die Tabakbekämpfer Zigarettenrauch auf engem Raum mit Dieselabgasen verglichen hatten), aber auch eine Studie über tatsächliche Krankheitsvorkommen unter deutschen Gastronomiebeschäftigten (die kein erhöhtes Lungenkrebsrisiko für nichtrauchendes Bedienungspersonal aufwies) und die Entlarvung epidemiologischer Collagen wie die mit den berühmten 3301 angeblichen jährlichen Passivrauchtoten in Deutschland.
Grieshaber kennt die Fakten, und er geizt nicht damit. Er konfrontiert die Statistikkonstrukteure und ihre Nachbeter mit der Realität – für viele davon sicherlich eine schmerzhafte, unvorhergesehene Erfahrung.

Zum anderen beschreibt der Verfasser seine persönliche Erfahrung mit Antirauchern: Wie sie Diskussionen ausweichen, Daten wegsperren, auf Besprechungen Türen zuschlagen und versuchten, seine Forschung und sein Institut in Misskredit zu bringen – soweit gehend, dass sie versuchten, die Bundesregierung zu veranlassen, ihn aus dem Amt zu befördern.

»Es ist ein makabrer Treppenwitz der Weltgeschichte, dass die WHO und ihre Jünger neuerdings die internationale Ächtung der Forschungsergebnisse einer von Gesetz wegen zur Forschung verpflichteten Berufsgenossenschaft wie der BGN durchgesetzt und die Hersteller und Zertifizierer höchstentwickelter raumlufttechnischer Anlagen […] zur Aufgabe der Arbeit in diesem Bereich genötigt hat. Der Bann erfolgte mittels UN-Sanktionen, als ginge es beim Kampf der WHO gegen den Einsatz von Raumlufttechnik als Mittel des Nichtraucherschutzes darum, Völkermörder und Diktatoren an ihrem blutigen Geschäft zu hindern.«

Und schließlich beleuchtet der Professor die allgemeine Entwicklung großumfänglich und detailtief mit Analysen und Kommentaren: Wie die WHO sich zur neuen Inquisition mauserte, wie kontraproduktiv das eiserne Festhalten an bestimmten gesundheitspolitischen Zielen sein kann, was von all den vollmundig verkündeten Herzinfarktwundern dieser Welt sowie von Dritt- und Vierthandrauch zu halten ist und dergleichen mehr. Er spricht die zerstörerische Wirkung totaler Rauchverbote in der Gastronomie an (Irland und Bayern z.B.) und stellt auch so manches Vorgehen gegen das Aktivrauchen in Frage (etwa den Mythos der „schwarzen Lunge“). Grieshaber sieht den Raucher also nicht als etwas, was es „eigentlich gar nicht mehr geben dürfte“, wie es die WHO-Getreuen tun.

»In welchem Naturgesetz soll eigentlich festgeschrieben sein, es sei nicht möglich, die Gesundheitsrisiken für Raucher zu verringern, die von ihrem Laster nicht lassen wollen? Unmöglich wird eine Risikoverringerung nur durch das Dogma, dass Raucher unter allen Umständen dazu gebracht werden müssen, mit dem Rauchen aufzuhören. Unterschwellig ist in diesem Gedanken eine quasireligiöse Vorstellung von Sünde und von auf Reue basierender Erlösung enthalten, die in der Wissenschaft gar nichts zu suchen hat.«

Und:

»Dummerweise wollen viele Raucher sich aber gar nicht befreien lassen, und in das Verhalten eines Menschen, der nur sich selbst schädigt, lässt sich in einem Rechtsstaat natürlich nur begrenzt eingreifen. Das ist aber ganz anders, wenn durch das Rauchen auch Unbeteiligte gefährdet sind […]
Dass es der WHO sehr ungelegen kommen würde, sollte sich herausstellen, dass ihre Warnungen vor der Gesundheitsgefahr durch Passivrauch auf groben Übertreibungen beruhen, lassen die Mittel erahnen, mit denen sie abweichende Meinungen und kritische Rückfragen bekämpft. Ich habe sie alle selbst zu spüren bekommen: Täuschung, Vertuschung, Fälschungen, Kontrolle der Fachmedien und damit des fachlichen Austauschs sowie Einschüchterungsversuche, die weit genug gehen, dass ich aufgehört habe, mich darüber zu wundern, warum in der Fachwelt kaum jemand beim Thema Passivrauch noch irgendeinen Widerspruch wagt.«


Doch der nichtrauchende Professor ist natürlich nicht eigens dazu angetreten, für seine rauchenden Mitmenschen eine Lanze zu brechen – ihm geht es hauptsächlich darum, in einem entgleisenden Zug auf abschüssiger Strecke die Notbremse zu ziehen, zu verhindern, dass wahnhafte Auswüchse den Realitätsverlust in Wissenschaft und Politik vervollständigen und Übles bewirken anstatt des „Gutgemeinten“:

»Beim Thema Tabakrauch ist im Laufe der Zeit ein nur auf dem Papier und in den Köpfen mancher gläubiger Jünger existierendes Universum entstanden, das, mit ständig neu ergänzten, immer noch haarsträubenderen vermeintlichen Gefahren ausgestattet, inzwischen geradezu einem Gemälde von Hieronymus Bosch gleicht. Diese Entwicklung als solche ist krankhaft, und die Chancen, auf diese Weise für mehr Gesundheit auf der Welt zu sorgen, sind gering bis nicht vorhanden. Wahrscheinlich trifft sogar das Gegenteil zu: Die wirklichen Risikofaktoren, vor allem bei Nichtrauchern, werden durch eine weitaus übertrieben dargestellte Rolle des Passivrauchs vernachlässigt und wirken deshalb ungehindert weiter.«

Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Dass die Fehlentwicklung nun für alle Zeiten so weitergeht, glaubt Grieshaber nämlich nicht:


Grieshabers Blick in die Zukunft

»Der weltumspannende „Krieg gegen den Tabak“ der WHO wird am Ende scheitern – die Frage ist nicht, „ob“, sondern „wann“. Er wird nicht nur an ihrem Abdriften in eine bodenlose Unwissenschaftlichkeit scheitern, sondern auch an ihrem moralinsauren Absolutheitsanspruch. Die Optimierung des von Natur aus fehlerhaften Wesens Mensch mit einer angestrebten Zielerreichung von hundert Prozent hat in der ganzen Menschheitsgeschichte schließlich noch nie so funktioniert, wie sich das auch die Urheber des jüngsten Menschheits-Verbesserungsprogramms wieder einmal vorstellen. Auch mit den schärfsten Kontroll- und Unterdrückungs- und Ausrottungsmaßnahmen ist es nie gelungen, vollständig auszurotten, was das Seelenheil, den Fortschritt der Menschheit, die Verwirklichung des Sozialismus oder im heutigen Fall die Gesundheit der Welt zu irgendeiner Zeit angeblich bedrohte. Es wird auch diesmal nicht gelingen.
Die Geschichte lehrt aber auch, wie gewaltig der Schaden durch die „Menschheitsoptimierer“ ausfallen kann, wenn der richtige Moment zum Widerspruch verpasst wird. Dieser richtige Moment ist genau jetzt, und mein Widerspruch ist erfolgt. Ich wünsche mir für Sie, mich und unsere Gesellschaft, dass er gehört und verstanden wird und den Anstoß dazu gibt, die Weichen neu zu stellen: für eine fehlbare und lernbereite Wissenschaft, die fähig ist, alte Gewissheiten aufzugeben, wenn neue Erkenntnisse zu gewinnen sind.«


Das mehr als lesenswerte Buch ist bei PubliKom Z erschienen und kostet 19,95 Euro. Online bestellen kann man es – zzgl. 3,80 Euro Versandkosten – unter www.grieshabers-passivrauchen.de, aber auch (ohne Zusatzkosten) im benachbarten Buchhandel, der es freilich beim Verlag bestellen muss, was ein paar Tage dauert.

Red.