IM ALTER VON 69 JUNG VERSTORBEN

IM ALTER VON 69 JUNG VERSTORBEN

Frank Davis auf Deutsch

(Originaltitel: Dying Young, Aged 69)

»Der Direktor für öffentliche Gesundheit in Haringey [Stadtbezirk von London], siehe Foto [im Originalartikel], im BMJ:

„David Bovie ist gestorben. An Krebs. Viel Trauer allenthalben. Und ja, auch ich war dabei …“
[Der Direktor erzählt, wie er Bowie als 18-jähriger auf der Bühne gesehen hatte, wie er seine Jugend mit seinem Tod dahinschwinden sieht und wie er sich all die Beiträge im Fernsehen und auf Youtube und Facebook ansah, und:]

„Da war er, in seiner starken, stillen Präsenz schwelgend und uns über unsere Mitschuld verspottend, der Killer, der ihn uns mit erst 69 Jahren wegnahm …“

_Erst_ 69? Als ich noch jung war, galt ein Leben bis um die 70 noch als das Höchste, was zu erwarten war. Es war ein reifes fortgeschrittenes Alter, und ich bin inzwischen nicht mehr weit davon entfernt. Als mein Großvater mit 71 starb, sagte keiner, er sei _erst_ 71 gewesen. Aber heutzutage wird von uns allen irgenwie erwartet, dass wir 80 oder 90 werden. Alles darunter ist ein „vorzeitiger“ Tod.
Und wer wird heutzutage 80 oder 90? Na, die heftig rauchende Kriegsgeneration.

Jedenfalls kennt der Gesundheitsdirektor von Haringey, auch ohne nähere Infos als wir sie haben, die Ursache von Bowies „vorzeitigem“ Tod:
„Ja, Bowie gab vor einigen Jahren das Rauchen auf, aber die HIV-Positiven haben ihr Verhalten wahrscheinlich auch geändert. Doch für beiderlei waren die zusätzlichen Kugeln für das Russische Roulette der Krankheiten, die sie umbringen würden, schon geladen.“

Jo, das Rauchen. Er hat vor zwölf Jahren damit aufgehört, aber es hat ihn trotzdem umgebracht.

„Wir wissen, Bowie starb an Krebs. Es gibt online ein paar wenige Spekulationen darüber, ob es Leberkrebs war – primär oder möglicherweise sekundär aufgrund einer Lungenkrebserkrankung; wir wissen, dass das Rauchen ein bedeutender Risikofaktor für Krebs ist. Da er zuvor offen über seinen Kampf mit Alkohol- und Drogenmissbrauch gesprochen hatte, erscheint es seltsam, dass Bowie und seine Familie so zurückhaltend waren mit den Einzelheiten über seinen Tod.“

Vielleicht ist seine Familie ja am Trauern? Und vielleicht glaubt sie nicht daran, dass sein Leberkrebs, über den weithin berichtet wird (und nicht etwa nur ein bisschen spekuliert), vom Rauchen kam? Was wirklich spekulativ ist, ist Leberkrebs erst auf Lungenkrebs und von da aus auf das Rauchen zurückzuführen.

„Dennoch schneidet die Tabakindustrie sehr gut ab mit ihrer Produktplatzierung mittels Bowie. Es macht mich wütend, wütend dass er so jung gestorben ist – und wütend, dass darüber niemand klagt, grade so als ob der Krebstod ein Zufall und unvorhersehbar wäre und niemand verantwortlich dafür. Es macht mich wütend, dass mein Held es zulassen konnte, so viele dazu zu beeinflussen, mit dem Rauchen anzufangen oder weiterzumachen, und still zu sterben ohne voll Zorn über diesen überflüssigen, gewinnorientierten Killer seine Stimme zu erheben.“

Da haben wir’s nochmal: ’so jung gestorben‘. Und warum zum Teufel sollte David Bowie mit diesem Gesundheitsdirektor von Haringey den Hass auf das Rauchen geteilt haben? Er war Künstler, kein Gesundheitsaktivist.

Was ich besonders unpassend – und widersprüchlich – an dem Text fand, ist, dass er von einem Antiraucher-Gesundheitsfanatiker stammt, der Krokodilstränen über den Tod von jemandem vergießt, der das (sehr, sehr ungesunde) Leben eines Sex-und-Drogen-Stars in vollen Zügen gelebt hat. Warum hat er nicht gesagt, es geschehe ihm recht, so jung zu sterben, nachdem er so ein Leben geführt und all diese verdammte Musik gemacht hat?

Die Erklärung fand ich erst, als ich diesen Artikel schon halb geschrieben hatte. Als ich das abgebildete Foto zuerst gesehen hatte, dachte ich, es sei ein Bild des jungen David Bowie. Aber bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, es müsse ein anderer sein. Aber auch das erwies sich als Irrtum: Das Bild zeigt nämlich eine _Frau_ namens Jeanelle de Gruchy, und sie ist der Gesundheitsdirektor von Haringey, eine Lesbe [Quellenlinks wie immer im Originalartikel], die zufällig David Bowie ein bisschen ähnlich sieht, und die sich offensichtlich mit dem Geschlechterrollenspiel des frühen Bowie identifizieren konnte. Sexualpolitik hatte diesmal den Vorrang vor Gesundheitswahn.

Der einzige wirkliche Jammer um David Bowie ist, dass er mit dem Rauchen aufgehört hat, Blumenkohlbrei zu essen begann, nicht mehr auf Tournee ging und keine Musik mehr machte. Komisch, wie sich sein „gesunder“ Lebensstil mit seiner künstlerischen Sterilität überschnitt. Es hätte ihm besser getan, weiterzumachen mit dem Rauchen, deftigen Essen, Musikmachen und Touren. All das waren Teile des Päckchens, das ihn zu dem machte, was er war. Letztlich hätte er ja, wenn die Pistole zum Russischen Roulette schon geladen war, wie die Dame sagt, schon immer _jung sterben_ müssen, im reifen fortgeschrittenen Alter von 69 Jahren.«

Original: https://cfrankdavis.wordpress.com/2016/01/31/dying-young-aged-69/

NWR-FB-Permalink: https://www.facebook.com/groups/NetzwerkRauchen/permalink/10153170401631595/

Frank Davis auf der Netzwerk Rauchen – Facebook-Gruppe: https://www.facebook.com/groups/NetzwerkRauchen/search/?query=frank%20davis

Red.