Friedhelm Adolfs verstorben

Friedhelm Adolfs verstorben

Friedhelm Adolfs

Netzwerk Rauchen trauert um aufrechten Mitstreiter

Ein „Kult-Raucher“, Deutschlands nach Helmut Schmidt „zweitbekanntester“ oder zuletzt „‚bekanntester Raucher‘“ lebt nicht mehr. Friedhelm Adolfs starb am Montag im Alter von 79 Jahren in Düsseldorf nach einem Herzstillstand. Er war 2013 zum „gerichtsbekannten Raucher“ avanciert, als seine Vermieterin ihn aus der Wohnung klagen wollte. Angeblich habe sein Rauchen andere Mieter belästigt, vermutlich ging es der Eigentümerin wohl darum, die Wohnung teurer gewerblich vermieten zu können.

Friedhelm, der schon Jahrzehnte dort gewohnt und lange treu als Hausmeister gedient hatte, drohte so zum Märtyrer des Antiraucher-Zeitgeistes zu werden. In der ersten Instanz wurde ihm die Prozesskostenhilfe verwehrt, ein völlig einseitiges Urteil des Landgerichts Düsseldorf in der Hauptsache, das zu seinen Ungunsten ergangen war, musste erst vom Bundesgerichtshof gekippt und neu verhandelt werden, bevor bestätigt war: Rauchen bleibt normale Nutzung der Mietsache.

Nach mehr als drei Jahren gerichtlicher Auseinandersetzung war klar, dass der unbeugsame Friedhelm in seiner Wohnung bleiben konnte. Dies sollte Prozesshanseln zur Mahnung dienen.

Die Sicherheitsleistungen, die während des Verfahrens erbracht werden mussten, damit er nicht vorher auszuziehen brauchte, hatte zum überwiegenden Teil das Netzwerk Rauchen über seinen Fonds „Ein Dach für Raucher“ zur Verfügung gestellt, aus Eigenmitteln wie insbesondere aus Spenden. Nach dem Sieg vor Gericht wurde das Geld in den Fonds zurückgezahlt.

2013 und 2014, als in NRW umfangreiche Proteste gegen das verschärfte Landesrauchverbotsgesetz stattfanden, war der plötzlich im Rampenlicht stehende Friedhelm mit von der Partie: Er nahm u.a. an einigen Demos teil und hielt dort auch Redebeiträge. Trotz oder gerade wegen mangelnder großer Redeerfahrung konnte er sein Anliegen kurz, pointiert und menschlich vermitteln. Es ging ihm um mehr als sein Eigeninteresse, er setzte sich gegen die Bevormundungspolitik ein, unter der nicht nur Raucher zu leiden haben. Den bescheidenen, sympathischen und – im übertragenen wie im Wortsinne – kleinen Mann hatten das ganze Aufsehen und die Ungewissheit aber auch mitgenommen. Ein enger Freund vermutet, dass sich nachteilig auf seine Gesundheit ausgewirkt hat.

Friedhelm Adolfs, verwitwet, kam im Laufe des Medienrummels mit einer neuen Lebensgefährtin zusammen. Ihr und den weiteren Angehörigen gilt unser Beileid.

Friedhelms Geschichte bleibt uns Ansporn. Seither haben unangenehme Zeitgenossen mehrfach versucht, unter dem Vorwand des Rauchens unliebsame Mieter oder Nachbarn los zu werden. Netzwerk Rauchen steht dann bereit.

Christoph Lövenich

Red.