Inhalieren statt infizieren

Inhalieren statt infizieren

Bild von Alexandra Koch auf Pixabay

In China stecken sich aktuellen Studien zufolge erstaunlich wenige Raucher mit Corona an. Trotzdem raten hier die üblichen Verdächtigen, wegen des Virus mit dem Rauchen aufzuhören.

Bei manchen Ereignissen ist davon die Rede, dass sie von interessierter Seite instrumentalisiert werden, um die eigene Agenda voranzutreiben. Das gilt für Terroranschläge von welcher Seite auch immer und wird jetzt sogar bei Corona virulent.

Raucher stecken sich mit höherer Wahrscheinlichkeit an diesem Virus an, meint Michael Pfeifer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Weil sie allgemein eher Viruserkrankungen bekämen, aber: „bei dem aktuellen Coronavirus ist es aber noch nicht nachgewiesen“. Nichts Genaues weiß man nicht, aber Hauptsache, erstmal was gegen das Rauchen rausschreien. Und, so der Lungenarzt, man dürfe ein höheres „Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs“ annehmen. Daher könne es helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Der Verbandsfunktionär – seine Organisation hat natürlich auch schon von Geldern einschlägiger Pharmakonzerne profitiert, die die Tabakbekämpfung seit Jahrzehnten sponsern und pushen – ist nicht der einzige übliche Verdächtige, der sich so äußert. So schlägt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), in die gleiche Kerbe: „Hören Sie jetzt auf zu rauchen – es ist höchste Zeit!“ Man hat also keinerlei Hemmungen, die Corona-Krise mit den ganzen Erkrankungen, Todesfällen sowie Schäden für das wirtschaftliche und soziale Leben für die eigenen Zwecke auszuschlachten. So kennen wir die Antiraucher.

Wir kennen auch ihr Verhältnis zu Wahrheit und Fakten. Und deshalb fragen wir: Was ist dran an dieser Panikmache? Da COVID-19 erst jüngst zum massiven Problem wurde, liegen noch nicht sehr viele Daten vor. Aus China mit seinem Massenausbruch des Virus kommen aber mittlerweile ein paar Studien. Der österreichische Arzt und Antiraucher-Propagandist Manfred Neuberger greift eine heraus und spricht von elf Personen mit „ungünstigem Krankheitsverlauf“, die „häufiger Raucher“ seien. Dabei geht es gerade mal um drei (!) Fälle, auf denen der Vertreter der (zumindest anfangs pharmafinanzierten) „Initiative Ärzte gegen Raucherschäden“ seine These aufbaut. Schwach.

Viel auffälliger ist beim Blick auf die Studien etwas anderes: Es gibt unter den chinesischen Corona-Patienten ziemlich wenige Raucher. Und das, obwohl fast jeder zweite Mann in China Tabak raucht. (Bei den Frauen ist der Anteil sehr niedrig.) Wenn jetzt verschiedene ‚Experten‘ (wie Neuberger) den hohen Männeranteil bei den Corona-Infizierten als Indiz dafür werten, das Rauchen sei ein Risikofaktor für die Ansteckung, irren sie gewaltig. Denn wenn die Patienten überwiegend Männer sind, müsste der Raucheranteil unter ihnen entsprechend hoch liegen. Tatsächlich ist mehreren Studien zufolge das Gegenteil der Fall:

Das ist geradezu lachhaft wenig. Alleine schon, damit das Risiko von Rauchern gleich hoch wäre wie von Nichtrauchern, hätten es deutlich mehr Raucher sein müssen. Und von den drei Rauchern der letztgenannten Studie musste keiner auf die Intensivstation. Steht es jetzt 3:3, Herr Neuberger? Oder sollte man angesichts dieser Zahlen den Menschen dringend raten, schnell mit dem Rauchen anzufangen, um sich zu schützen? Wird wohl nicht helfen – die Blitzabstinenz umgekehrt aber noch weniger.

Im Gegensatz zur von der WHO erlogenen „Tabak-Pandemie“ haben wir es bei Corona mit einer ernsthaften Herausforderung zu tun. Pro 100.000 Erkrankten ist mit ca. 3301 Todesfällen zu rechnen. Wird die Weltgesundheitsorganisation wie bei Ebola versagen, weil sie sich lieber der Lifestyle-Regulierung und -diskriminierung widmet?

Update: Eine Antiraucherpublikation versucht tatsächlich, aus den fünf oben genannten Studien eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schwereren Krankheitsverlauf für Raucher zu konstruieren. Unseriös. Den niedrigen Raucheranteil unter den Patienten ignoriert man fröhlich, und redet sich bei Twitter heraus.

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Red.