
(Originaltitel: The Mysterious Bradford Hill)
Zur Person des in der Überschrift genannten Herrn ein Zitat aus der deutschen Wikipedia:
»Sir Austin Bradford Hill […] (geb. 8. Juli 1897 in London; gest. 18. April 1991) war ein britischer Epidemiologe, Statistiker, Pionier der randomisierten klinischen Studie und zusammen mit Richard Doll der erste, der einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs aufzeigte.
Dies erreichte er mit der sogenannten British Doctors Study, einer Langzeitstudie über die Gesundheit und die Rauchgewohnheiten britischer Ärzte.«
Frank:
»Die beiden Bücher, die ich bestellt hatte, kamen heute Morgen an, und weil wir wieder einen warmen, sonnigen Tag hatten, nahm ich sie in meinen Lieblingsbiergarten mit, bestellte ein Bier und was Warmes zum Essen und fragte mich, mit welchem ich zu lesen beginnen sollte. Ich blätterte zunächst durch ‚Mao‘ von Jung Chang, aber dann schlug mich ‚Rauchen tötet: Das revolutionäre Leben von Richard Doll‘ von Conrad Keating in Bann.
Ich habe nicht ab Anfang gelesen. Oder besser: ich blätterte mich durch die Kapitel seiner Kindheit und begann ab da zu lesen, wo er sich mit Bradford Hill zusammentat. Und schon bald kam der Knaller:
»Hill wurde in einer seiner Todesanzeigen als der größte Medizinstatistiker des zwanzigsten Jahrhunderts beschrieben, trotz der Tatsache, dass er weder in Medizin noch in Statistik eine akademische Qualifikation aufweisen konnte.« (S. 63)
WAS?? Bradford Hill hatte weder in Medizin noch in Statistik eine akademische Qualifikation??
Hill
wollte Medizin studieren, aber nachdem er aus der britischen Armee im
Jahr 1917 mit Tuberkulose ausgemustert und für den Tod geweiht
betrachtet wurde, bekam er eine lebenslange Invalidenrente. Seine
Berufsunfähigkeit verwehrte ihm das Medizinstudium, also …
»konzentrierte er sich auf Vorsorgemedizin, wofür keine medizinische Qualifikation notwendig war.« (S. 65)
und er hatte …
»wenig Neigung oder Begabung zur Mathematik.« (S. 65)
Hill studierte Volkswirtschaft und belegte einen Statistikkurs am University College in London, wo er
»den mathematischen Vorträgen nicht gewachsen war« (S. 65)
Trotzdem …
»erhielt
Hill 1933 die Dozentenstelle für Epidemiologie und
Bevölkerungsstatistik an der Londoner Schule für Hygiene und
Tropenmedizin.« (S. 65)
Und 1948 stellte er Richard Doll als seinen Assistenten bei der Londoner Krankenhausstudie ein, denn …
»Für
Hill war es wichtig, dass sein Mitarbeiter bei der Untersuchung
medizinisch qualifiziert sein sollte. Wie sich seine Tochter erinnert:
„Papa betrachtete sich als ‚unqualifizierten Praktiker‘, und er sagte,
er brauche einen Arzt, denn andernfalls, dachte er, würden sie das Werk
anzweifeln und sagen: ‚Ach, ist ja bloß Statistik'“.«
Bradford Hill war immer schon eine eher mysteriöse Figur, vollkommen überstrahlt von Richard Doll. Er hat die Öffentlichkeit offenbar gemieden und dieses Feld seinem ‚medienschlauen‘ Juniorpartner überlassen.
Die einzige Qualifikation, die Doll und Hill gemeinsam hatten, war also Dolls Abschluss in Medizin! Und Richard Doll war zu diesem Zeitpunkt noch ein Nachwuchsmediziner.
Jedenfalls wird in einem Buch, das ein bisschen so was wie eine Hagiographie von Richard Doll zu sein scheint, ziemlich viel Licht auf den bisher kaum fassbaren Bradford Hill geworfen.
Wenn morgen wieder die Sonne scheint, gehe ich wieder in den Biergarten und lese weiter.“
Original: https://cfrankdavis.wordpress.com/2015/09/30/the-mysterious-bradford-hill/
NWR-FB: https://www.facebook.com/groups/NetzwerkRauchen/permalink/10152977068131595/
Frank Davis auf der Netzwerk Rauchen – Facebook-Gruppe: https://www.facebook.com/groups/NetzwerkRauchen/search/?query=frank%20davis