(Originaltitel: Escape Velocity)
»Smokingscot hat einen eigenen Blog, auf dem er regelmäßig wohlüberlegte Aufsätze schreibt. Sein neuester beginnt mit einer vielsagenden Beobachtung:
„Ich habe oft darüber nachgedacht, was der wirkliche Unterschied ist zwischen Leuten, die arbeitslos sind, und solchen, die ‚verbannt‘ sind (um Frau Arnott von ASH zu zitieren).
Von der Semantik abgesehen gibt es keinen. Die Arbeitslosen können kein Geld ausgeben, weil sie es nicht haben, während die Mehrzahl der Raucher kein Geld ausgibt, weil für sie kein Platz zum Geldausgeben da ist, an dem sie sich wohlfühlen oder einen Gegenwert dafür bekommen. Die Auswirkung auf die Wirtschaft ist dieselbe.“
Ist das nicht so was von wahr?
Smokingscot weiter:
„So
wie ich es sehe, haben wir mit Sicherheit dazu beigetragen, die
Rezession zu verschärfen und zu verlängern. Wir haben mindestens um die
2,2% des Bruttoinlandsprodukts vom Dienstleistungssektor weggeputzt, und
daran wird sich nichts ändern. Doch es passt zu den Ökonomen und
Gesundheitlern, diese Tatsache zu ignorieren. Otto Normalbürger mag ein
paar Kneipenschließungen mitbekommen haben, ein, zwei Cafés mit neuem
Inhaber oder leerstehend – und vielleicht die komische verlassene
Bingohalle. Aber er würde nie glauben, dass es so eine Auswirkung haben
könnte, wenn wir ein paar Biere, Kaffees, Essen und belegte Brötchen
nicht konsumieren.
Das kommt daher, dass man uns auf der Straße
rauchen sieht und davon ausgeht, dass wir auch alles andere genauso
machen wie vor dem Rauchverbot. Warum auch nicht? Es ist eine völlig
logische Annahme. Otto Normalbürger denkt das, die Ökologen denken das,
und auch Politiker gehen davon aus. Gut, sie rauchen nicht, sie sehen
keinerlei Grund, warum wir unser Allerbestes tun, die Berappung ihrer
Tabaksteuer zu umgehen oder Orte meiden, wo wir uns zum Rauchen
unbehaglich fühlen, und warum wir im tiefsten Inneren köcheln. Nicht in
einer negativen Weise, die für uns selbst zerstörerisch wäre, nein, wir
köcheln auf sehr gesunde Art, stets Ausschau haltend nach Wegen, dem
System zu trotzen. Und auf die Abrechnung.“
Diesen Artikel zu lesen war für mich wie ein Blick in den Spiegel. Aber ich hatte das Gefühl, dazu wäre noch eine Menge mehr zu sagen.
Eine weitere
Auswirkung des Rauchverbots war, dass ich keine Ärzte mehr aufsuchte.
Ich fing an, die gesamte Ärzteschaft als Feinde zu betrachten. Was
sicherlich unfair ist, denn viele Ärzte sind gewiss keine erbitterten
Antiraucher, aber es ist nun mal so, dass ihrem Berufsstand ein Haufen
prominenter Antiraucher angehört. Seit 10 Jahren nun war ich bei keinem
Arzt, bekam kein Rezept ausgestellt. Davon ausgehend, dass sie mit den
Augen rollen würden und mir ca. zehn verschiedene teure Medikamente
verpassen würden, wenn ich je bei ihnen aufkreuzen würde. Ich wurde zum
Nichtverbraucher für die Pharmaindustrie.
Ich schaue auch kein
Fernsehen mehr, kaufe keine Fernseher, zahle keine Gebühren. Auch hier
bin ich zum Nichtverbraucher geworden.
Die „Verbannung nach
draußen“ ist das Mindeste von allem. Für mich bedeutete das Rauchverbot
den vollkommenen Ausschluss aus der Gesellschaft. Ich bin überall
unwillkommen. Nicht nur in Kneipen und Cafés und Restaurants, sondern
ebenso in Kinos, Theatern, Kunstgalerien, Museen, Hotels, Flugzeugen,
Zügen, Bussen. Und ich bin unwillkommen in Frankreich und Spanien und so
ziemlich überall in Europa. Ja sogar so ziemlich in jedem Land der
Welt. Also wurde ich auch dort überall zum Nichtverbraucher. 6 Jahre ist
es nun her, dass ich Großbritannien zum letzten Mal verlassen habe.
In
den letzten Jahren habe ich mich nicht weiter als 40, 50 km von zu
Hause herumgetrieben. Ich fahre nur noch mit meinem Auto irgendwo hin
und bin stets bestrebt, vor Anbruch der Nacht wieder daheim zu sein. Das
Letzte, was ich tun möchte, ist in einem grässlichen Nichtraucherhotel
zu übernachten. Von meiner Werkstatt bekam ich daher vor ein, zwei
Jahren zu hören, dass ich den Wagen „nicht genug ausfahre“.
Es war ein schrittweiser Rückzug. Er geschah langsam. Und er wird immer noch gründlicher.
Ich
nehme an, dass meine Verabschiedung als Verbraucher von so vielen
Märkten die Wirtschaft viel mehr kostet als ein paar hundert Pfund im
Jahr.
Mein Eindruck ist, dass die Antiraucher dachten, so wie Sir George Godber, dass die Raucher „eine Weile lang bockig“ sein und sich dann der Gesellschaft wieder anschließen würden, aus der sie vertrieben wurden, und genau da weitermachen, wo sie aufgehört hatten. Ich aber habe, mehr so wie manche der Asteroiden in meinem Umlaufbahnen-Simulationsmodell, anscheinend Fluchtgeschwindigkeit erreicht und entferne mich immer weiter und weiter. Denn ich habe nicht den Wunsch, mich ihrem neuen, rauchfreien Utopia wieder anzuschließen. Ich verabscheue es abgrundtief. Und ich werde es immer verabscheuen.
Keine Ahnung, wie viele Leute so sind wie ich. Vermutlich ziemlich viele, die einen etwas mehr, die anderen weniger.
Eines
Tages, denke ich mir gern, wird es eine umfassende Untersuchung geben,
in der die volle Auswirkung der Rauchverbote den vergesslichen Ökonomen
und Politikern und Fachgelehrten letztlich vor Augen geführt wird. Ein
schockierender Lesestoff wird das dann vermutlich sein.«
Original: https://cfrankdavis.wordpress.com/2016/05/11/escape-velocity/
NWR-FB-Permalink: https://www.facebook.com/groups/NetzwerkRauchen/permalink/10153382169496595/
Frank Davis auf der Netzwerk Rauchen – Facebook-Gruppe: https://www.facebook.com/groups/NetzwerkRauchen/search/?query=frank%20davis