MONTAGS FLEISCHFREI

MONTAGS FLEISCHFREI

Frank Davis auf Deutsch

(Originaltitel: Meet-Free Mondays)

»Mit Dank an Walt:

„Im Sommer hat die neue Bürgermeisterin Chiara Appendino – von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) – Pläne angekündigt, Turin zur ersten vegetarischen Stadt Italiens zu machen. Die genauen Details von Appendinos Fünfjahresplan sind noch auszuarbeiten, aber es wird erwartet, dass die Stadt Bildungsprojekte in den Schulen einrichtet, um die Schüler in Tierschutz und Ernährung zu unterrichten. Es gibt auch Pläne, einen Vegetarier-Stadtplan für Touristen zu erstellen und einen fleischfreien Tag einzuführen.“

„Fleischfrei“, hm? Als wär’s eine Art Befreiung.
Es ist wie „rauchfrei werden“ mittels Rauchverbot, nicht wahr? Erst erzählt man den Leuten, dass Fleisch krebserregend und die Ursache von 90% aller Krebsfälle ist. Und man bringt immer mehr Menschen dazu, das Fleischessen aufzugeben, wie man sie dazu brachte, das Rauchen aufzugeben. Dann führt man fleischfreie Restaurants ein und fleischfreie Tage, vielleicht sogar fleischfreie Monate (wie wär’s mit Vegtember?). Und dann treibt man ein bisschen Forschung und findet heraus, dass es nicht nur das Fleischessen ist, wovon man sich Krebs und Herzerkrankung holt, sondern auch das Erschnuppern von Speck- und Bratenduft. Wenn dann also nur noch rund 20% der Bevölkerung nach wie vor Fleisch essen, führt man gesetzlich drakonische Fleischverbote ein – als Gesundheitsmaßnahme, zum Wohl der Kiiinder, versteht sich. Man entnormalisiert Fleisch genau wie man Tabak oder Alkohol oder Zucker oder Salz entnormalisiert. Was als völlig freiwillig daherkommt, wird nach und nach zur Vorschrift.

Ich hatte gedacht, die M5S wäre etwas wie eine anarchistische Anti-Staats-Partei. Und doch machen sie in Staatsherrschaft von oben nach unten. Vielleicht werden alle Parteien früher oder später zum Gegenteil dessen, als was sie angetreten waren?
Die M5S ist – ähnlich wie die [britische Partei] UKIP – die Schöpfung eines einzelnen, freimütigen Außenseiters: Bepe Grillo. Ich weiß nicht, ob er Veganer ist. Schauen wir mal. Der Titel eines Artikels in Bepe Grillos Blog:

„La dieta vegana è un diritto anche all’asilo nido“
Übersetzung: „Die vegane Ernährung ist auch ein Kindergartengesetz“. *

Rauchverbote sind Kindergartengesetze. Und Fleischverbote sind es natürlich ebenso. Das scheint Bepe Grillo zu denken. Aber das hat Mitglieder seiner eigenen Partei anscheinend nicht daran gehindert, Fleischverbote in Turin zu fordern.

Das ist ein bisschen so, wie dass einer der Führungskandidaten der UKIP – welcher, habe ich vergessen – gar sehr für Rauchverbote ist, obwohl sich Nigel Farage [Gründungsmitglied der Partei] als Raucher und Trinker zur Schau stellt. Seine Anhänger werden die Häppchen seines Grundprogramms annehmen, die ihnen gefallen, und den Rest ablehnen. Die UKIP wird die Umkehrung von allem werden, was Farage meint.

Es ist wahrscheinlich das routinemäßige Schicksal jeder politischen Partei mit einem einzigen charismatischen Führer. Man baut eine Partei um sie herum, und zunächst besteht die Partei aus gleichgesinnten Leuten, aber langsam füllt sie sich mit solchen, die immer weniger gleichgesinnt sind, und so verwandelt sie sich ins Gegenteil dessen, als was sie angefangen hat.

„Aber Stefania Giannuzzi, neue Stadträtin für Umwelt und stellvertretende Bürgermeisterin, glaubt an ein vor allem von den Medien verursachtes Missverständnis über das, was sie erreichen wollen. ‚Es geht nicht darum, die Leute zu einer bestimmten Ernährungsweise zu zwingen, und wir wollen keinen Konflikt mit der Fleischindustrie. Nein, es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen und den Leuten zu zeigen, dass es eine Alternative gibt, wenn sie interessiert sind. Das vegane Angebot ist nur ein Teil des Plans, unsere Stadt nachhaltiger zu machen und Umweltdinge voranzubringen.‘ „

Jo, klar. Es wird so wenig darum gehen, die Leute dazu zu zwingen, mit dem Fleischessen aufzuhören, wie es bei den Antiraucherkampagnen darum ging, die Leute dazu zu zwingen, mit dem Rauchen aufzuhören. Es geht darum, „das Bewusstsein zu schärfen“ und „nachhaltige Umwelt-Alternativen voranzubringen“, und nur, „wenn man interessiert ist“. Und du _wirst_ interessiert sein, wenn du merkst, dass dir eine Geldstrafe von 20.000 € dafür aufgebrummt wird, dass du, vor deiner Haustür sitzend, Salami gegessen und Chianti getrunken hast, genau wie dein Vater und früher dein Großvater und Urgroßvater. Nur dass deinem Großvater nie das „Bewusstsein geschärft“ wurde, er genoss keine „Bildungsprojekte“ und kam wahrscheinlich genauso wenig auf die Idee, Salami und Fleischverzehr seien „unnachhaltig“, wie irgendeiner seiner Vorfahren bis zurück zu Romulus und Remus – die beide Schäfer waren und unnachhaltige Schafe züchteten.«

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* In einem Kommentar zu Franks Artikel schrieb Leser „narbanor“:
„(Eine korrektere) Übersetzung:
‚Sogar im Kindergarten gibt es ein Recht auf vegane Ernährung‘.
Der fragliche Blogbeitrag ist nur die Kopie eines Artikels aus der Zeitung ‚La Stampa‘, in dem es um eine Frau geht, deren Kind aus dem Kindergarten ausgewiesen wurde, weil sie es angewiesen hatte, auf vegane Ernährung zu achten.“

Original: https://cfrankdavis.wordpress.com/2016/11/05/meat-free-mondays/

NWR-FB-Permalink:
https://www.facebook.com/groups/NetzwerkRauchen/permalink/10153821491281595/

Frank Davis auf der Netzwerk-Rauchen-Facebook-Gruppe:
https://www.facebook.com/groups/NetzwerkRauchen/search/?query=frank%20davis

Red.