Für einen taz-Journalisten ist Tabakgenuss nicht nur böse, sondern sogar „unlinks“…
Toleranz könne man von Rauchern lernen, soll ein früherer italienischer Staatspräsident und Pfeifenraucher gesagt haben, Sandro Pertini. Denn Raucher hätten sich noch nie über Nichtraucher beschwert.
Umgekehrt sieht das ganz anders aus, jedenfalls bei Antirauchern. Nehmen wir Nicholas Potter, einen deutsch-britischen Journalisten (wohl nicht mit Harry verwandt). Potter hat im Medium taz einen Vorschlag der EU-Kommission bejubelt, mehr Rauchverbote unter freien Himmel zu erlassen. Raucher bezeichnet er als „eine Minderheit – eine gefährliche. Aber auch eine kranke“. Im Rest des Artikels verbreitet der taz-Redakteur und frühere Mitarbeiter der Amadeu-Antonio-Stiftung Hetze auf ähnlichem Niveau. Heraus sticht eine Bemerkung, die das Medium als Teil einer Kachel in den Social Media geteilt hat: „Rauchen ist zutiefst unsolidarisch, ja, unlinks.“
„Unlinks“ – das klingt nach Orwellschem Neusprech. Unkalt, undunkel und unlinks. („Rauchfrei“ ist auch so ein zur „1984“er Sprache passendes Wort). Will Potter damit etwa sagen, dass Linke nicht zum Tabakgenuss neigen? Diese These kann man getrost in der Pfeife rauchen, denn damit läge er für die letzten Jahrhunderte genauso wie heute völlig falsch – auch in Bezug auf seine eigenen Redaktionskollegen.
Die Links-Rechts-Einteilung hat in der Alten Welt, wo sie entstanden ist, weniger Jahrhunderte auf dem Buckel als der Tabakkonsum. Pfeifen- und Schnupftabak, Zigarren und Zigaretten haben politische Umwälzungen noch und nöcher ebenso begleitet wie überstanden, auch Veränderungen dessen, was eigentlich mit „rechts“ und „links“ gemeint wird. Immer hat es Gruppen gegeben, die das Rauchen für „un-“ gehalten haben, wahlweise für „unchristlich“, „unislamisch“, „unnationalsozialistisch“, gerne auch für „ungesund“.
Die Vermutung liegt nahe, dass Potter den Tabakgenuss hasst, aber das liebt, was er als „links“ definiert. Umso mehr dürfte es ihn schmerzen, wenn auch Menschen, die er eigentlich schätzen will, den verhassten Lebensstil pflegen. Mithin fände er Raucher in Orwellscher Diktion plusungut, und linke Raucher doppelplusungut.
Die Botschaft kommt zumindest auf Twitter/X nicht gut an. „Punks, die mir ne Zigarette abschwatzen, sind jetzt rechtsextrem?“, fragt ein Nutzer, „zig tausend Ausländer als rechts zu beleidigen, nur weil sie rauchen?“, ein anderer. Auch der Begriff „Linksspießer“ fällt. Manche bezweifeln, dass die taz links ist. Jemand überlegt, ob Kiffen links sei und das Drehen eines Joints mit Tabak dann Querfront bedeuten müsse. An anderer Stelle heißt es gar, das Rauchen sei außerdem „unrechts“.
Ob lechts rum oder rinks rum, Ihre Freiheit sollten Sie sich weder von der EU noch von der taz nehmen lassen. Warum nicht, können Sie z.B. einem etwas älteren Artikel aus selbigem Medium entnehmen.
Christoph Lövenich