Viele Niederländer kaufen Tabakwaren in Deutschland, weil sie günstiger sind. Steuererhöhungen hierzulande würden ihrerseits mehr Verbraucher ins Ausland treiben.
Dass die EU eine Tabaksteuererhöhung plant, die in Ländern wie Deutschland zu massiven Preiserhöhungen führen würde, meldete Netzwerk Rauchen kürzlich. Hinzu kommt, dass die deutsche Bundesregierung eine Tabak-Sondersteuer einführen will. Deren Einkünfte sollen den gesetzlichen Krankenkassen zufließen, also der Bürokratie und dem medizinisch-pharmazeutischen Komplex – der eine besonders große Lobby hat, welcher sich nach der SPD offenbar auch die CDU/CSU beugt. Man spricht vom „Verursacherprinzip“ und übersieht dabei, dass Raucher keine ‚Volksschädlinge‘ sind, sondern vielmehr weniger ‚kosten‘ als Nichtraucher, wenn man alles berücksichtigt (siehe z.B. hier und hier). Davon abgesehen würde man anderer Stelle eine solche Rechnung gar nicht aufmachen, sondern als zynisch verwerfen.
Die schon heute turmhohe Tabaksteuer fungiert als Sünden- und Strafsteuer; sie lässt regelmäßige Raucher mit schmalem Geldbeutel finanziell mehr büßen als manch Krimineller an Geldstrafe abdrücken muss, der kinderpornographische Bilder auf seinen Computer heruntergeladen hat. So hemmungslos strafen Tabakbekämpfung (Tobacco Control) und Antiraucher alle, die sich dem von ihnen verlangten Verzichtsgehorsam widersetzen. Weitere Erhöhungen der Tabaksteuer strafen vor allem Geringverdiener und andere von der Inflation hart Getroffene. Sie fördern außerdem Ausweichverhalten.
Das lässt sich z.B. in den Niederlanden beobachten. Wer in der Nähe zu Deutschland wohnt, hat seit Jahren Anreize, jenseits der Grenze einzukaufen: Manche Lebensmittel, das Tanken und nicht zuletzt Drogerieartikel sind hierzulande erschwinglicher. Hinzu kommen Tabakwaren, insbesondere seit zwei massiven Steuerhöhungen. 2023 und 2024 gingen die Steuern, die auf einer Packung Zigaretten mit 20 Stück lasten, um insgesamt über 3,50 Euro in die Höhe, 50 Gramm wurden in dem Zeitraum um beinahe 11 Euro (!) teurer. Für einen Beutel Feinschnitt, der in Deutschland 6 Euro kostet, muss man in ihrem Heimatland rund 23 Euro hinblättern, berichtet eine junge Niederländerin, die in einem ehemaligen Grenzübergangsgebäude jüngst ein Tabakwarenfachgeschäft eröffnet hat.
Verbraucher finden ihren Weg
In einem anderen der zahlreichen niederländischen TV-Berichte zu diesem Thema erzählt ein Kunde, er spare sich beim Drehtabak die Hälfte. Eine Stange Zigaretten, die ein Reporter zum Vergleich erwirbt, kostet im deutschen Geschäft 83 Euro – in seinem Land 120 Euro. Hochgerechnet auf Mengen, die man pro Person bei so einem Einkauf mitnehmen kann, lohnt sich das sehr. Dementsprechend kommen nicht nur grenznah wohnhafte Tabakgenießer aus dem Nachbarland vorbei, sondern mittlerweile können einschlägige Händler auch Kunden begrüßen, die ganz im Westen der Niederlande residieren und Stunden Anfahrtsweg zurücklegen. Zusammen mit weiteren Einkäufen und einem Besuch an der Tankstelle für so manch sparsamen Holländer trotzdem ein Schnäppchen. Auch in anderen Ländern greifen Preisbewusste zu: Aus Den Haag fahren ganze Buslandungen bis nach Luxemburg.
Ergebnis: Dem niederländischen Staat entgehen riesigen Mengen an Steuereinnahmen -auch Gewerbesteuer von den Händlern –, niederländische Geschäfte auf der ‚falschen‘ Seite geraten in wirtschaftliche Probleme. Immerhin zwei der zahlreichen Fraktionen im niederländischen Parlament sprechen sich deshalb dafür aus, zumindest die jüngste Tabaksteuererhöhung wieder rückgängig zu machen. Sie bezweifeln auch Zahlen der Regierung, denen zufolge der Preisanstieg kausal für einen Rückgang der Raucherzahlen verantwortlich sein soll.
Ähnliches Verbraucherverhalten lässt sich natürlich auch an der deutsch-polnischen Grenze beobachten, aus den gleichen Gründen. Im Falle drastischer Tabaksteuerhöhungen in Deutschland würde sich dieser Einkaufstourismus zusätzlich ausweiten. Auch z.B. nach Luxemburg, sofern die EU keine Preisgleichschaltung gemäß Wohlstandsniveau durchsetzt, die wohlhabendere Länder allesamt stärker in Richtung niederländisches Tabakpreisniveau zwingt. Das wäre ebenfalls im Sinne des französischen Staates, der nach Brüssel schreit, weil viele seiner Einwohner im Großherzogtum deutlich günstiger Tabakwaren erwerben. Warum nicht die eigenen Steuern senken? Luxemburg schneidet übrigens als einziges untersuchtes Land beim europäischen Nanny State Index 2025 in Sachen Tabakregulierung weniger schlecht als Deutschland ab, anderswo ist die Gängelung von Rauchern noch weiter fortgeschritten.
Netzwerk Rauchen stellt fest: Je erschwinglicher die Produkte, desto mehr Kundenstrom. Am besten wäre es, wenn – was wir schon lange fordern – die Tabaksteuer ganz entfiele, und die Genießer statt einer Strafe für ihren Lebensstil einen fairen Marktpreis zahlen könnten.
