Heute vor zehn Jahren, am 1. September 2007, trat das Bundesrauchverbotsgesetz in Kraft. Rauchen ist in Bundesbehörden und Verkehrsmitteln seither nur noch in abgetrennten Nebenräumen bzw. Einheiten erlaubt. Die Deutsche Bahn missbrauchte diese Gelegenheit, um ein totales Rauchverbot in ihren Zügen zu etablieren, also im Fernverkehr wie auch im Nahverkehr der – wenigen – Bundesländer, die es dort noch erlaubt hatten. Sie hätte es nicht gemusst! Abgetrennte Raucherabteile bzw. ganze Waggons, wie seinerzeit z.B beim ICE, sind nach wie vor in Deutschland gesetzlich erlaubt.
Gleichzeitig verbot die DB das Rauchen an der freien Luft, in kleineren Bahnhöfen ganz und in größeren überall außerhalb gelb umrandeter Zonen. Das war erst recht nicht vom Gesetzgeber erfordert. Draußen wird die DB wohl auf geringere Reiningungskosten spekuliert haben, die massive Einschränkung für rauchende Fahrgäste in den Zügen kam vor allem auf Druck des hundertprozentigen Eigentümers zustande, nämlich des Bundes. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wollte unbedingt die Raucher quälen, siehe auch einige Tabaksteuererhöhungen in ihrer Amtszeit.
Seither kann man nicht mehr „das Leben in vollen Zügen genießen“, der Beförderungsfall wird zum Bevormundungsfall. Erfreulich ist, dass das totale Rauchverbot auf kleinen Bahnhöfen weitestgehend ignoriert wird. Auch die mal mehr, mal weniger unattraktiv gestalteten gelben Stigmatisierungszonen (deren Farbe oftmals abgeblättert ist) betrachten nicht alle Tabakgenießer als verbindlich. In Zügen, speziell deren Toiletten, bricht sich gelegentlich der menschliche Freiheitsdrang Bahn.
Netzwerk Rauchen hatte seinerzeit im Rahmen der Aktion „Raucherabteile erhalten!“ den damaligen Bahnchef Mehdorn aufgefordert, von diesen Verboten abzulassen. Die hier nachzulesenden Argumente gelten nach wie vor. Viele Mitglieder des Netzwerk Rauchen gaben aus diesem Grund ihre BahnCard-Abonnements auf.
Oder haben ganz aufgehört, DB-Züge zu nutzen. Der kürzlich verstorbene Technikphilosoph Prof. Dr. Günter Ropohl erklärte damals: „Die Bahn will die rauchenden Menschen aussperren, obwohl in abgetrennten Raucherabteilen kein Nichtraucher belästigt wird. […] Wenn ich beim Bahnfahren nicht mehr rauchen darf, fahre ich nicht mehr Bahn – auf dass die Auslastung der Züge noch schlechter werde!“ Ebenfalls im Rahmen unserer Aktion engagierte sich das damalige Mitglied des erweiterten Bundesvorstands der Grünen, Julia Seeliger (zwischenzeitlich aus der Partei ausgetreten). Sie kritisierte die „nicht durch Fakten gedeckte Anti-Rauch-Ideologie“, in deren Folge Raucher beim Zugfahren gegängelt werden.
In der heutigen Konkurrenzsituation mit den Fernbussen könnte die Bahn durch die Korrektur ihres Fehlers für viele Menschen wieder attraktiver werden, indem sie nämlich gesetzeskonforme Raucherabteile wieder aufleben lässt. Konkurrent Locomore, der erst seit letztem Jahr agiert und mit Insolvenz zu kämpfen hat, könnte dies ebenfalls tun, drückt sich aber bisher davor. Wir fordern die Bahngesellschaften, zügig wieder diskriminierungsfreie Verhältnisse für Raucher zu schaffen. Immerhin: In Österreich hat die private Westbahn Raucherabteile erfolgreich gegen rechtliche Angriffe verteidigen können („Man macht es uns nicht leicht, aber sind zäh.“). Ansonsten bleibt für viele Raucher eine andere Bahn als Alternative, nämlich die Autobahn.