Die Erde ist keine Scheibe

Die Erde ist keine Scheibe

… und es ward Blog!

Bild von Pete Linforth auf Pixabay

Die Erkenntnis, dass die Welt nicht nur aus Sonne, Mond und Sternen und auch nicht nur aus dem Glitzerwerk der bevorzugten persönlichen Wahrnehmung besteht – in meinem Fall (ich bin Meteorologe) also aus Wolken, Wind und Wetter – ist zwar nicht neu, wohl aber die Perspektive, etwa durch ein Weblog virtuelle Brücken schlagen zu können, Brücken, die nicht nur Himmel und Erde miteinander verbinden, sondern auch Menschen und ihre verschiedenen Sichtweisen zu all‘ den Dingen, die unser Leben meist doch recht lebenswert machen.

Ansporn zur Eröffnung eines eigenen Weblogs war für mich das wachsende Unbehagen, das immer nachdrücklicher in mein Bewusstsein drängende Ohnmachtgefühl, das mich befiel, als ich mich unlängst unversehens inmitten einer geräuschvoll inszenierten Treibjagd wieder fand, der Treibjagd auf eine gesellschaftliche Gruppe, der ich mich seit Jahrzehnten verbunden fühle, eine Verbundenheit, die sich längst zum prägenden Bestandteil meines persönlichen Lebensgefühls fortentwickelt hat und die ich nicht mehr missen möchte. Und genau diese Gruppe, MEINE Gruppe, scheint nun also seit Monaten allenthalben und öffentlich zum Abschuss freigegeben worden zu sein. – Sie haben’s erraten: Ich bin Raucher! Als solcher pflege ich seit drei Jahrzehnten stets um- und rücksichtsvoll mit all meinen lieben Mitmenschen zu verkehren, geborgen in der freundlichen Akzeptanz eines intakten, sozialen Gefüges. Auch die Begegnungen mit Wegbegleitern, die den aromatischen Duft meiner Selbstgedrehten weniger prickelnd empfinden als ich, waren in all der Zeit immer von gegenseitigem Respekt und persönlicher Achtung geprägt, so dass sich auch immer gemeinsam tragbare Kompromisse finden ließen, die den Interessen beider Seiten gerecht wurden und die Integrität und Würde des jeweils Anderen niemals in Frage stellten. Neuerdings ist jedoch alles ganz anders: Die Welt steht mit einem Mal Kopf und das Leben wird Rauchern wie mir, immer schwerer gemacht. Nicht etwa von meiner lieben Familie und auch nicht von meinen zahlreichen Freunden und Bekannten, von denen kaum jemand raucht, sondern von einer Handvoll lautstarker, hysterischer Aktivisten und selbsternannter Heilsbringer, die es sich auf die Fahnen geschrieben haben, die Welt von dem als Verkörperung des Bösen schlechthin ausgemachten Übel der Raucherschaft auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu „befreien“, – die Endlösung der Raucherfrage gewissermaßen Unterstützung in diesem sinnschrägen Trachten erhielt jene Spezies alsbald von namenlosen parlamentarischen Hinterbänklern, die plötzlich ihre Chance witterten, sich mangels vernunftgetragenen Konzepten zur Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, durch lauthals verkündete, populistische Ablenkungsmanöver hervorzutun, indem sie vor dem Hintergrund der ausgerufenen Treibjagd auf die Raucherschaft medienwirksam parlamentarische Verbotsinitiativen zu fordern begannen.
Nun gab es in dieser unserer Welt bekanntlich zu allen Zeiten Eiferer und glühende Fanatiker, meistens beseelt und getragen von religiösen, nicht selten aber auch von politischen Idealen, denen freilich stets Eines schon immer gemein war: Die hingabevoll gelebte und inbrünstig verkörperte Intoleranz gegenüber Allem und Jedem, das oder der sich den gleichsam in den Rang von Gottesgaben gehobenen Idealen und den daraus hergeleiteten „göttlichen“ Ge- und Verboten nicht unterwerfen wollte. Freidenker wurden daher ganz einfach zum Feind der Gemeinschaft erklärt, diffamiert, diskriminiert, ausgegrenzt und schließlich – wie historisch immer wieder belegt – mit den rabiatesten Mitteln verfolgt.
Und genau so scheinen sich die Dinge nun auch in der gegenwärtigen Debatte um die Rauchverbote zu entwickeln, einem aus den USA importierten Phänomen der
gesellschaftlichen Hysterie, das von beinahe allen meinungsprägenden Massenmedien Europas in einem beispiellosen Propagandafeldzug als „Nichtraucherschutz“ bezeichnet wird, obwohl sich – bei genauerem Hinsehen – hinter der glänzenden Fassade dieses sprachlichen Feigenblatts nichts anderes, als massiv und nachgerade böswillig betriebene Raucherdiskriminierung verbirgt. Raucher sollen durch wahre Verbotsorgien künftig von der Teilnahme an nahezu allen Bereichen des kulturellen Lebens ausgeschlossen, ja geradezu stigmatisiert werden. Sie sollen auf Bahnreisen nicht länger rauchen dürfen, ebenso wie auch in öffentlichen Gebäuden, wo selbst ausgewiesene Raucherecken- und Räume wieder abgeschafft werden. Rauchenden Heimbewohnern soll das bisschen, ihnen noch verbliebene Genussfreude noch an ihrem Lebensabend zwangsabgewöhnt werden. Raucherbereiche in Krankenhäusern sollen komplett verschwinden und – was den Gipfel der staatlichen Bevormundung darstellt: Sogar am geselligen Stammtisch in der Kneipe soll fortan das Rauchen verboten werden. Und wie stellt sich die gewählte Legislative zu diesem unsäglichen, kollektiven Kesseltreiben? – Anstatt ihrer besonderen Verantwortung um den Schutz und die Bewahrung der Freiheits- und Bürgerrechte auch von Minderheiten gerecht zu werden und sich vermittelnd und schützend vor die betroffenen Bürger zu stellen, hat der Gesetzgeber nichts Besseres im Sinn, als populistische, im Interesse von Teilen der Pharmalobby gezielt desinformierende „Studien“ und Empfehlungen des im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Verbotstreiben hierzulande anführenden Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), gar noch durch die Planung empfindlicher Strafandrohungen gegen renitente Raucher oder von Gästeschwund in ihrer Existenz bedrohte Gastronomen zu flankieren. Geschönte und gefälschte Statistiken aus dem Ausland werden ins Feld geführt, wonach die Einführung von Rauchverboten in der Gastronomie dort angeblich nicht zu Umsatzrückgängen geführt hätten, obwohl unabhängige Untersuchungen zum gegenteiligen Ergebnis gelangen und auch für Deutschland als Folge eines restriktiven Rauchverbots im Gastgewerbe erhebliche Umsatzeinbußen bis hin zum Kneipensterben erwarten. Denn soviel steht ganz sicher nicht nur für Gelegenheits-Kneipengänger wie mich definitiv fest: Eine Kneipe, in der ich nicht mehr rauchen kann, ist eine Gaststätte, in der ich nicht mehr Gast sein kann, denn sie ist dann nun mal kein Ort mehr, an dem ich mich wirklich wohl fühlen und zusammen mit Freunden in gemütlicher Runde entspannen kann. Es wäre ja nichts dagegen einzuwenden, wenn man sich mit Augenmaß darauf beschränken würde, einen Teil der Gastronomiebetriebe für nicht rauchende Mitmenschen zu reservieren, zumal viele Gastronomen ihrerseits lieber einen rauchfreien Betrieb führen würden, als ein
Raucherlokal. Das Problem ist nur, dass sich solche Wirte gegenüber ihren rauchenden Gästen nicht zu dieser unternehmerischen Positionierung bekennen mögen, um Letztere nicht durch Abwanderung als zahlende Gäste zu verlieren.Deshalb setzt man lieber auf die Entmündigung der ganzen Branche im Wege völlig inakzeptabler, gesetzlicher Verbote, hinter denen man sich sodann einfach verstecken kann, anstatt den rauchenden Gästen die Option der Wahl zu lassen, in solche Gastrobetriebe auszuweichen, in denen sie in Ruhe und Frieden auch weiterhin rauchen könnten. – Dabei wäre dies so einfach und würde allen Interessen gerecht. Aber nein: Missgunst und Habgier jener „ICH-kann-ja-nichts-dafür“-Gastronomen gehen sogar so weit, dass diese auch noch darauf pochen zu müssen glauben, dass es im Falle eines gesetzlichen Rauchverbots KEINE Ausnahmen geben dürfe, – natürlich nur rein aus „Gerechtigkeits“-Gründen, versteht sich Verlierer dieser hoch subtilen Form der gesellschaftlichen Gängelei sind daher nicht nur die Raucher selbst, denen im Namen der vorgeblichen Volksgesundheit mutwillig und ohne Not ein gutes Stück Lebensqualität geraubt wird, sondern auch all diejenigen Gastronomen, die sich ganz bewusst und gewollt für den Erhalt der Rauchkultur in ihren Gasträumen positioniert haben und dies gerne auch weiterhin tun wollen. Genau das sollen sie nun aber plötzlich nicht mehr tun dürfen! Für die Betreiber zahlloser Gastronomiebetriebe wird dieser schon geradezu groteske Eingriff in die unternehmerische Freiheit mit Sicherheit das betriebliche AUS bedeuten. Erwerbs- und Arbeitslosigkeit ihrer häufig selbst rauchenden Beschäftigten werden die unausweichliche Folge sein und auch der Verlust der eigenen, oft mühsam und entbehrungsreich über viele Jahre hinweg aufgebauten Existenzgrundlage steht für zahllose, ebenfalls häufig selbst rauchende Kneipiers auf dem Spiel. Und so werden unter dem fadenscheinigen Vorwand des „Gesundheitsschutzes“ von Nichtrauchern nicht nur die Raucher selbst in absolut inakzeptabler Weise bevormundet, sondern es werden mit Eifer auch marktwirtschaftliche Grundregeln ausgehebelt, anstatt die freie Entwicklung eines vernünftigen gastronomischen Angebots für beide Seiten, sowohl für die Nichtraucher, als auch für die Raucher, dadurch möglich zu machen, indem man die Entwicklung dem Markt überlässt.
Das Klima, welches in den letzten Monaten zur Durchsetzung dieser unsäglichen Verbotsforderungen von interessierter Seite erzeugt worden ist, vermag ich daher nur noch als hysterisch, ja sogar faschistoid zu bezeichnen. Faschistoid, weil eine ganze gesellschaftliche Gruppe – etwa 30 Prozent aller Deutschen sind bekennende Raucher – unter vorsätzlicher Umgehung möglicher Konsens- oder Kompromisslösungen und ohne jede Not vollständig aus Teilen des öffentlichen Lebens ausgegrenzt und dämonisiert, – schlichtweg platt gemacht wird.
Aus dem Ausland werden bereits erste Fälle von körperlichen Übergriffen auf Raucher gemeldet, auf der Ebene verbaler Auseinandersetzungen werden Raucher auch in Deutschland längst einem Personenkreis zugerechnet, dem Höflichkeit entgegenzubringen nach Meinung vieler Zeitgenossen nicht mehr erforderlich ist und den man jederzeit aufs Übelste beleidigen und nach Herzenslust mit den unflätigsten Begriffen der Gossensprache belegen darf. Ein Raucher ist schließlich „kein normaler Mensch“, sondern ein „asoziales, krankes Element“, das sich „widernatürlich“ verhält – um nur mal eine kleine Auswahl der in Antiraucherkreisen gängigsten Beschimpfungen und Hasstiraden gegen Raucher aufzuzählen, Brandreden, wie sie Rauchern dieser Tage sogar im Gästebuch der Niedersächsischen Staatskanzlei zu
Tausenden entgegengeschlagen sind. Sie halten diese Einschätzung für übertrieben, ja womöglich nur für das typische Missverständnis eines verbitterten Süchtigen, der sich allein um den Verlust egoistischer Privilegien echauffiert? – Weit gefehlt: Schon sind die ersten Stimmen zu vernehmen, die ein generelles Rauchverbot auch in
öffentlichen Parks, in privaten PKWs und sogar in Privatwohnungen fordern und Verstöße gegen diese westliche Variante der „Scharia“ gleichwohl unter Strafe stellen wollen. Der Ruf nach einer „Raucherpolizei“ zur Überwachung des Rauchverbots – auch im eigenen Auto – wird lauter und wurde z.B. in Schottland bereits realisiert. Englands „Raucherpolizei“ soll noch in diesem Sommer folgen: Mit Kameras bewaffnete Zivilisten sollen in Pubs und Kneipen als normale Gäste getarnt „Beweisfotos“ potenzieller Verbotsübertreter anfertigen und diese sodann den Ordnungsbehörden übergeben, unzählige freiwillige „Unterstützer“ der Ordnungskräfte, brave, unbescholtene Bürger, lauern bereits in Startposition. Der Verfolgung und Denunziation missliebiger Mitmenschen, die sich den grotesken Bevormundungs- und
Zwangserziehungsmaßnahmen widersetzen, wird durch die Kultivierung derart abseitiger Vorstöße Tür und Tor geöffnet, – der Geist des demokratischen Grundgedankens wird durch solche Bespitzelungstruppen nicht nur ad absurdum geführt, nein, schlimmer noch: er ist bereits auf der Strecke geblieben!
Und das Phänomen der wachsenden, gesellschaftlichen Intoleranz betrifft längst nicht mehr nur die Raucher unter uns! Auch gegen andere gesellschaftliche „Minderheiten“ hat der Verbotsstaat inzwischen machtvoll mobil gemacht: So stehen mittlerweile auch übergewichtige Menschen – allen voran dicke Kinder – oder etwa die Freunde von Computerspielen im Fadenkreuz der internationalen Gesundheits- und Verbotsmafia. Erste Schulen hier in Deutschland haben ihren Schülern untersagt, sich in der knappen Mittagspause Pizza- oder Döner vom Bringservice liefern zu lassen und begründen diesen befremdlichen Vorstoß mit dem anmaßenden Anspruch, einem Erziehungsauftrag auch in Fragen gesunder Ernährung nachkommen zu müssen. Ja selbst den Herstellern bestimmter Nahrungsmittel macht man inzwischen das Leben schwer: So soll in England unter Verweis auf dessen durch ominöse „Studien“ angeblich nachgewiesene, gesundheitsschädigende Wirkung sogar die Werbung für Käse verboten werden. – Ja, Sie haben richtig gelesen: Da geht es tatsächlich um KÄSE! Die Welt in der wir leben, unsere lieb gewonnene Umwelt, ist auf eine höchst beklemmende Weise ins Taumeln geraten. Und sie tut dies nicht nur im Kleinen, nein auch im Großen: Auf nahezu allen elementaren Ebenen unseres Daseins gerät unser Mutterplanet immer mehr aus dem Tritt. Die Emission so genannter Teibhausgase bedroht die Stabilität unseres Klimas und die Politik reagiert mit einer ideologisch geführten Ersatzdebatte über die Notwendigkeit des Verbots von Glühbirnen oder Billigflügen, forciert aber gleichzeitig die gesetzlich verordnete Verbrennung von hochwertigen Nahrungsmitteln in unseren Automotoren, ein Umstand, der Millionen Menschen in den Armenhäusern unseres Planeten indirekt die finanzielle Basis zum Erwerb lebenswichtiger Grundnahrungsmittel entzieht.
Langer Rede kurzer Sinn: Die Erde ist keine Scheibe, über deren Rand man des Sonntags einfach mal eben all die während der Woche aufgelaufenen, unbequem gewordenen Sorgen und Nöte hinauskehren kann. Vielmehr ist unsere Welt bekanntlich rund und der Lebensraum, den sie uns gibt ebenso begrenzt, wie die Zeit, die wir als Gäste der Schöpfung in ihrem Schoß verbringen dürfen. Und daher sollten wir uns auch wie Gäste verhalten und in Achtung und gegenseitigem Respekt – in Würde – miteinander verkehren, statt dieses Geschenk des Himmels dem irrwitzigen Machtgeränk einer kleinen Zahl „Auserwählter“ zu überlassen, die uns allein ihrer persönlichen Herrschsucht wegen bestimmen und vorschreiben wollen, wie wir zu leben und was wir gefälligst zu unterlassen haben. Nicht Reglementierung und Verbot, sondern Freiheit und persönliche Entfaltung, die Freiheit zu Einsicht ebenso wie auch das Recht auf Unvernunft sind die Dinge, die unser Leben erst lebenswert machen, – eine Erkenntnis, mit der sich der Kreis meiner Betrachtungen vorläufig schließt.
Auf dieser Basis soll mein ganz persönliches Weblog zu einem Ort werden, an dem Brücken und Verbindungen nicht nur zu ebenfalls rauchenden Leidensgenossen, sondern auch zu nicht rauchenden, normal- und übergewichtigen sowie ebenso klimabesorgten, als auch klimawandel-skeptischen Mitmenschen geschlagen werden können, – zu Menschen, für die gesunder Menschenverstand und umsichtig-rücksichtsvolles Ausleben ihrer persönlichen Freiheiten noch ebenso selbstverständlich sind, wie Toleranz gegenüber dem Nächsten, Menschen, die wie ich der Weltsicht anhängen, dass es schon deshalb immer Wege des persönlichen Miteinander geben MUSS, weil wir keine zweite Welt haben, in die wir zur Vermeidung der notwendigen Auseinandersetzung mit unseren Alltags-Problemen ausweichen können.
Zu einer lebenswerten Welt gehört nun mal immer auch der notwendige Austausch und die Auseinandersetzung, die Bereitschaft, für seine Interessen aktiv zu streiten und diese notfalls auch engagiert zu verfechten, anstatt sich ein Leben lang von machtbesessenen Lobbyisten oder missgünstigen Eiferern bevormunden zu lassen. Denn genau DARUM geht es, wenn ich mich unter anderem für die Freiheits- und Bürgerrechte der Raucher und GEGEN die fortschreitende Diskriminierung dieser bedrängten Spezies einsetze. Die meisten Raucher sind von Natur aus ein friedliebendes und geselliges Völkchen. Wir beißen nicht und wir wollen auch niemandem unsere Weltsicht – geschweige denn unseren Tabakrauch – aufzwingen, aber wir fordern, nein wir verlangen(!) auch für unsere Interessen die Beachtung des für eine demokratische und tolerante Gesellschaft verpflichtenden, elementaren Grundsatzes: Leben lassen!

rauchige Grüße,
Jürgen Vollmer

Red.