Gefahrstofftabelle Tabakrauch 2008

Gefahrstofftabelle Tabakrauch 2008

Gefahrstofftabelle Tabakrauch
über die Notwendigkeit von Gasmasken am Arbeitsplatz in der Gastronomie

kanzerogene Stoffe im Aktivrauch hier >>>

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Ende 2006 mussten Gefahrstoffe im Umgebungsrauch noch mit ungenauen Hochrechnungen abgeschätzt werden: http://www.passiv-rauchen.de/Gefahrstofftabelle_2006.htm

Auf Grundlage der Versuche von LGL, LfU und LMU Bayern (Bolte et al. 2007) ergaben sich erste Messwerte und hiermit eine neue Gefahrstofftabelle.
http://www.nature.com/jes/journal/v18/n3/abs/7500590a.html
http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/umweltmedizin/tabakrauchbelastung.htm(sh. auch [4])

Offensichtlich konnten weder die gefürchteten K2-Karzinogene „Nitrosamine“ noch die K1-Karzinogene „Amminobiphenyle“ und Naphtylamin selbst in extrem rauchbelasteter Luft nachgewiesen werden. Das gilt auch für die nicht veröffentlichten Ergebnisse von http://praevention.portal.bgn.de/files/8775/Huener.pdf wie ich aus gut unterrichteter Quelle weiss. (die Ergebnisse sind nun 2010 veröffentlicht; sh. Nachtrag) Die Nachweisgrenze liegt wohl bei 0,000.000.01 Gramm. Ein Kubikmeter Luft wiegt mehr als 1000 Gramm.

Die genannten Stoffe im Umgebungsrauch standen bisher in Veröffentlichungen als Karzinogene (angeblich 70 an der Zahl) ganz besonders am Pranger.

Jedoch wurden nun eine ganze Reihe von Stoffen ins Spiel gebracht, die bisher gar nicht zur Diskussion standen und in der GESTIS-Datenbank [1] überhaupt nicht als Gefahrstoffe gelistet sind und auch nicht in der CMR-Gesamtliste  der BauA (unter dem Verdacht stehende Stoffe, Krebs erzeugen zu können)
http://www.baua.de/nn_18534/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/Einstufung-und-Kennzeichnung/pdf/CMR-Gesamtliste.pdf

Als einziges K1-Karzinogen, bei dem ein Kausalzusammenhang für die Entstehung von Krebs beim Menschen als ausreichend gesichert gilt, wurde also im Umgebungsrauch Benzol nachgewiesen – in einer Konzentration, die selbst im extremsten Fall mit Tabakrauch belasteter Luft (450µg/m³ Nikotin!) nur 1,5% der technischen Richtkonzentration erreicht hat. Dabei waren technische Richtkonzentrationen i.d.R. bereits mit einem hundertfachen Sicherheitsfaktor ausgestattet. Und die Benzolkonzentration korreliert ausserdem nur gering mit Nikotin, weil es eine Unzahl anderer Quellen gibt, insbesondere den Strassenverkehr und andere Verbrennungsprozesse.

Die eingangs genannte Untersuchung konzentriert sich hauptsächlich auf PAK’s, sogen K2-Karzinogene, für die BaP (Benzo(a)pyren) als Leitsubstanz gilt, und für die ein Kausalzusammenhang für die Entstehung von Krebs beim Menschen nicht als ausreichend gesichert gilt. *) Besagte Leitsubstanz wurde zu 0,46% der zur Diskussion stehenden technischen Richtkonzentration nachgewiesen.

Siehe hierzu auch [3] und [5]:

There is no information available from studies on humans to tell what effects can result from being exposed to individual PAHs at certain levels. However, breathing PAHs and skin contact seem to be associated with cancer in humans.

The U.S. Environmental Protection Agency has indicated that
not enough information exists to classify benzo(g,h,i)perylene as a cancer causing substance

Die in den 2 Tabellensegmenten genannten Summenwerte sind auch bei genauer Lektüre der Studie nicht nachvollziehbar und es soll hier nicht beurteilt werden, ob Nikotin und 3-Ethenylpyridine zu den VOC’s zählen.

Erratum:
(April 2009)
Auch 1,3-Butadien (=Vinylethylen) ist neuerdings ein K1-Karzinogen und M2-Mutagen. Sein Grenzwert *) liegt deutlich über dem doppelten von Benzol [1]. Die maximal gemessene Belastung war ungefähr bei einem Zwanzigstel von der des Benzol – 0,01 Prozent ihres Grenzwertes –  und korrelierte kaum mit Nikotin. Andererseits wurde nun Formaldehyd auf K3 zurück gestuft. [6]  Die nachfolgende Tabelle ist entsprechend korrigiert.

*)
Minimum-Meinung in Schweden mit 1000µg/m³
Maximum-Meinung in Holland mit 42.000µg/m³ mit vielen anderen länderspezifischen Zwischenwerten
Es gibt auch noch 2-Methyl-1,3-butadien (=Isopren, ein Derivat des Vinylethylen, CASNr 78-79-5, ebenfalls K1,M2) mit einem DFG-Grenzwert von 8500µg/m³, der ungefähr den Mittelwert der diskutierten Grenzwerte treffen dürfte.

Zum Aufbau der Tabelle:

Die Messwerte in der Tabelle entstammen der eingangs erwähnten Untersuchung.

Jeweils in der kursiv gesetzten Kopfzeile eines Stoffes wird in Spalte C) die diskutierte Maximalkonzentration an Arbeitsplätzen (Mittelwert über 40 Stunden in der Woche) gezeigt. Dieser Wert stammt, falls verfügbar, aus der GESTIS-Datenbank [1], und zeigt nach Möglichkeit den EU-Wert oder sonst einen anderen verfügbaren Wert. Auf diesen beziehen sich die Prozentzahlen in den Spalten B1), C1) und D1)

Nur fett gesetzte Stoffe waren auch schon in der Gefahrstofftabelle_2006 enthalten.


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A)B)B1)C)C1)D)D1)E)
StoffCAS No.
Grenzwert


Bemerkung/ Fussnote
 






aus Tabelle 3: VOC’s (flüchtige organische Verbindungen) in µg/m³







 

Restaurant or café (N=11)
Pub or bar (N=7)
Discotheque or club (N=10)

TVOCSummen-wert
n/a



Median450
425
831,3

Mean493,2
749,3
961

Min85,5
160
297,5

Max1300
2600
2125









Nicotine54-11-5
500



Median153,00%316,20%192,538,50%
Mean21,34,26%53,710,74%226,645,32%
Min0,70,14%9,11,82%7114,20%
Max83,316,66%18036,00%45090,00%








3-Ethenylpyridinen/aoffensichtlich ein Marker für Tabakrauch
Median3,2
6,2
23,9

Mean4,1
10,2
22,6

Min0,8
2,4
8,6

Max10,3
37
40,5









Acetonitrile75-05-8
70000



Median30,00%2,40,00%9,30,01%
Mean9,60,01%4,60,01%9,50,01%
Min1,50,00%0,90,00%3,10,00%
Max580,08%18,50,03%150,02%








Acrylonitrile107-13-1
4500



Median0,70,02%0,60,01%3,10,07%
Mean1,10,02%2,20,05%3,80,08%
Min0,40,01%0,40,01%1,10,02%
Max3,30,07%10,60,24%7,50,17%








Benzene71-43-2
3250


K1
Median8,90,27%8,10,25%19,70,61%
Mean11,30,35%17,30,53%24,40,75%
Min3,80,12%7,10,22%11,70,36%
Max22,50,69%641,97%49,51,52%








2,5-Dimethylfuran625-86-5
n/a


[2]
Median1,2
2
6,5

Mean1,8
3,3
7,3

Min0,3
1
2,9

Max4,8
11,5
12,8









1,3-Butadiene (Vinylethylen…)106-99-0
8500


K1
Median0,30,00%0,70,01%0,80,01%
Mean0,60,01%1,30,02%1,20,01%
Min0,10,00%0,30,00%0,30,00%
Max2,20,03%50,06%2,70,03%








Formaldehyde50-00-0
370


K3
Median174,59%174,59%4712,70%
Mean14,43,89%23,36,30%47,212,76%
Min4,51,22%8,92,41%195,14%
Max287,57%6317,03%8623,24%








Acetaldehyde75-07-0
91000



Median48,50,05%450,05%1750,19%
Mean52,50,06%73,50,08%220,10,24%
Min150,02%180,02%830,09%
Max1000,11%2300,25%5700,63%








Butanone96-29-7
n/a



Median1,4
1,2
4,4

Mean2,6
2
5

Min0,8
0,4
1,8

Max8,2
4,4
11









Acrolein107-02-8
200



Median0,40,20%0,50,25%3,51,75%
Mean0,50,25%1,30,65%5,12,55%
Min0,10,05%0,10,05%0,90,45%
Max1,60,80%5,62,80%168,00%
















aus Tabelle 4, PAH’s (= PAK, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) in ng/m³
[3]









Restaurant or café (N=11)
Pub or bar (N=7)
Discotheque or club (N=10)

PAH sumSummenwert





Median215
260
375

Mean241,7
350,3
406,8

Min120
140
260

Max450
840
580









Naphthalene91-20-3
50.000.000



Median800,00%590,00%98,50,00%
Mean850,00%84,70,00%103,80,00%
Min250,00%150,00%520,00%
Max2100,00%1900,00%1600,00%








Acenapthylene208-96-8
n/a



Median23
63
65,5

Mean30,7
59,3
68,8

Min9
18
44

Max67
130
100









Acenaphthene83-32-9
n/a



Median19
30
36

Mean23,9
43,4
45,5

Min10
5,8
22

Max60
120
84









Fluorene86-73-7
n/a



Median17
24
47

Mean23,5
37,6
50,9

Min13
12
34

Max48
83
75









Phenanthrene85-01-8
n/a



Median40
53
68

Mean44
62,6
67,5

Min23
31
49

Max96
130
95









Anthracene120-12-7
n/a



Median4,7
9,8
11

Mean5,9
11,6
11,1

Min2,5
3,5
7,2

Max16
29
16









Fluoranthene206-44-0
n/a



Median5,7
7,9
10,8

Mean6,6
10,5
10,8

Min3
4,6
6,5

Max11
28
15









Pyrene129-00-0
n/a



Median8,1
10
13

Mean8,5
11,2
13

Min4,2
3,7
11

Max12
25
16









Benz(a)anthracene56-55-3
n/a


K2
Median0,9
1,6
3,9

Mean1,4
4,3
4,6

Min0,2
0,5
1,1

Max3,7
16
9,1









Chrysene218-01-9
n/a



Median2,9
3,5
14

Mean4
10,8
13,9

Min0,8
1,8
5,9

Max14
41
23









Benzo(b)+benzo(k)-fluoranthene205-99-2 207-08-9
n/a



Median3,6
3,6
4,7

Mean3,6
6,4
5,7

Min0,6
1,7
0,3

Max7
20
11









Benzo(a)pyrene50-32-8
2000


K2, TRK
Median1,50,08%1,90,10%4,30,22%
Mean1,70,09%3,80,19%4,80,24%
Min0,30,02%0,70,04%1,20,06%
Max3,50,18%120,60%9,10,46%








Dibenzo(a,h)anthracene53-70-3





Median0,3
0,3
0,5

Mean0,3
0,6
0,6

Min0,1
0,1
0,3

Max0,6
2
0,9









Indeno(1,2,3-cd)pyrene193-39-5





Median1,5
0,9
2,3

Mean1,4
1,8
2,3

Min0,2
0,4
0,5

Max3,4
5,6
4,3









Benzo(g,h,i)perylene191-24-2




[5]
Median0,9
1
2,1

Mean1,2
1,8
2,1

Min0,2
0,5
0,8

Max2,9
5,5
3,7

















Cadmium ng/m³7440-43-9
5000


K2, [4], OSHA
Median2,60,05%3,70,07%9,70,19%
Max

270,54%160,32%







           

[1] GESTIS-Datenbank (neuerdings (2010) in geänderter Aufmachung) unter http://biade.itrust.de/biade/lpext.dll?f=templates&fn=main-h.htm [2] potentieller Biokraftstoff [3] http://www.forces-germany.org/documents/PAK-Papier.pdf [4] aus:
http://www.netzwerk-rauchen.de/documents/Luftbelastungsstudie_kommentiert.pdf [5] http://www.epa.gov/wastemin/factshts/benzoper.pdf [6] Grenzwerteliste 2008
http://www.dguv.de/bgia/de/pub/rep/pdf/rep07/biar0608/0608.pdf
CMR-Gesamtliste Januar 2009
http://www.baua.de/nn_18534/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/Einstufung-und-Kennzeichnung/pdf/CMR-Gesamtliste.pdf
*) mehr zu PAHs hier (englisch):
http://rodutobaccotruth.blogspot.com/2009/12/polycyclic-aromatic-hydrocarbons-in.html

             

Nachtrag August 2010: Dr. Hüner bzw. die BGN hatten sich öffentlich mit den Mess-Ergebnissen einer Untersuchung von 2007 ziemlich bedeckt gehalten.
Und nun zweieinhalb Jahre später folgen diese Folien beim bua-verband:
http://www.bua-verband.de/pdfs/Passivrauchen_EAK2010.pdf
Hüner dokumentiert nun schriftlich, dass weder Amminobiphenyle noch Naphtylamin im Passivrauch nachweisbar sind (Folie 9).
Toluidin-Nachweise liegen weit unter einem Tausendstel von debattierten Grenzwerten.

Ferner gibt er einen Hinweis auf Breuer et al. (Folie 11 u.a. ) – eine gewiss nicht tabakfreundliche Untersuchung, sh Einleitung:
http://www.dguv.de/ifa/de/pub/grl/pdf/2009_205.pdf

Breuer beschäftigt sich neben Nikotin nur mit Acrylnitril (ein K2-Kanzerogen) und hat in einer Disko maximal 9µg/m³ gemessen. Er schreibt sodann auf Seite 413 des Heftes:
„Für Acrylnitril gibt es aufgrund seiner kanzerogenen Eigenschaften keinen Grenzwert. Allerdings existieren in anderen europäischen Ländern (Belgien, Dänemark, Frankreich, Grossbritannien, Österreich, Polen, Schweden, Spanien, Schweiz) und auch in Übersee (Japan, Kanada, USA) solche Werte im Bereich von 2 bis 4,5 mg/m³“

Demnach liegen die debattierten Grenzwerte wenigstens um den Faktor 220 über dem maximalen Messwert.

Ausserdem beanstandet er die Messmethoden von Bolte et al. (die hier vorgestellten Messwerte!), die zu deutlich höheren Werten kam 🙂
Abschliessend weist er auf lüftungstechnische Lösungen hin.

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