Gefahrstofftabelle Tabakrauch 2006

Gefahrstofftabelle Tabakrauch 2006

Gefahrstofftabelle Tabakrauch
über die Notwendigkeit von Gasmasken am Arbeitsplatz in der Gastronomie

Eine druckbare Version (PDF) dieses Dokuments findet sich neben  weiteren interessanten Publikationen bei http://www.netzwerk-rauchen.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=51

Ein Nachtrag (Nov 07) zu dieser Gefahrstofftabelle findet sich hier >>>

Auf der Suche nach qualifizierten quantitativen Angaben zu Gefahrstoffen im Tabakrauch findet man:

  1. ENVIRONMENTAL TOBACCO SMOKE CHEMISTRY AND EXPOSURE OF NONSMOKERS [1]
    http://www.cdc.gov/Tobacco/sgr/sgr_1986/SGR1986-Chapter3.pdf
    Unter anderem wird postuliert, dass ca. 300-400 Subtanzen von insgesamt mehreren Tausend im Rauch quantitativ bestimmt  worden seien. In Tabelle 2 werden jedoch nur 48 gefährliche (?) Substanzen benannt.
    In dieser Tabelle werden auch nicht die gemessenen Werte im Nebenstromrauch angegeben (was sehr verwundert), sondern lediglich Verhältniszahlen mit grosser Bandbreite zum Hauptstromrauch, der ebenfalls mit grossen Bandbreiten angegeben wird. Fast identische Daten sind in schönerer Aufmachung unter [1a] benannt.
  2. TRGS 905 [2]
    http://www.baua.de/nn_17206/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/pdf/905/905-passivrauchen.pdf
    Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin  beruft sich in der Publikation zum Passivrauchen (905) auf Werte des US-EPA 1993 und IARC 1986 und veröffentlicht in Tabelle 1 die nachfolgend unter Quellangabe [2] genannten Werte  für maximale und minimale Konzentrationen im Hauptstromrauch und im Nebenstromrauch. Erneut überrascht auch hier, dass die Schadstoffe nicht absolut und insgesamt angegeben werden, sondern als Verhältniszahlen zum Hauptstromrauch.
  3. Passivrauchen ein unterschätztes Gesundheitsrisiko [3]http://www.tabakkontrolle.de/pdf/Passivrauchen_Band_5_2Auflage.pdf
    Diese höchst umstrittene Publikation des DKFZ benennt in Abbildung 3 auf Seite 12 insgesamt 18 Inhaltsstoffe. Dabei

    – ist Kohlendioxid ein natürlicher Bestandteil der Luft
    – wird der Gehalt von N-Nitrosodimethylamin um den Faktor 1000 zu hoch angegeben (µg statt ng)
    – sind in der Tabelle nur 3 beim Menschen anerkannt kanzerogene Stoffe (K1) enthalten.
        Für  diese Stoffe ausser Polonium bestehen Grenzwerte.
        Die benannten K1-Substanzen sind: Benzol, 4-Aminobiphenyl,  Polonium 210.
    – ist Acrolein zwar kursiv gedruckt, jedoch findet man nirgends die Einstufung auch nur für Krebsverdacht (K2 oder K3)
    – ist auch Phenol (=Hydroxybenzol = Karbolsäure =Carbolic Acid) kursiv gedruckt,
        steht aber ebenfalls nicht einmal unter Krebsverdacht.
    – veröffentlicht dieses Papier auffällig geringe Konzentrationen von Formaldehyd im Nebenstromrauch
    Neben der Tabelle wird in Abbildung 3 auch bestätigt, dass sie vom DKFZ „bearbeitet“ wurde. Es wird aber nicht verraten, wie.
    Es bleibt die Frage offen, wo nun die angeblich 60 kanzerogenen Stoffe im Tabakrauch zu finden sind? (Neu Nov ’07 hier)

Als Ergebnis der Recherche entstanden die weiter unten stehende zusammengefasste Tabelle und folgende

Erkenntnisse:

  • Nikotin ist der markanteste Stoff für die Belastung der Luft mit Tabakrauch. Dieser Sachverhalt ist umfassend untersucht und anerkannt. Viele Experten gehen allerdings davon aus, dass aus verschiedenen Gründen Nikotin schwächer in der Luft enthalten ist, als es andere Schadstoffe im Tabakrauch sein könnten. Deshalb rechnet nachfolgende Tabelle vorsichtig nur mit einer Luftverdünnung von 20m³/Zigarette, obwohl alle Nikotin-Messungen in der realen Welt darauf hinweisen, dass ganz überwiegend mehr als 100m³ Kubikmeter Luft je Zigarette zur Verfügung stehen.
  • Im Gegensatz zu anderen Aussagen gibt es für fast alle im Tabakrauch enthaltenen Substanzen anerkannte Grenzwerte für eine unschädliche Belastung am Arbeitsplatz. Das gilt insbesondere auch für anerkannt krebsgefährdende Substanzen.
    Im Tabakrauch sind das (K1= beim Menschen anerkannt kanzerogen): Benzol, 2-Naphtylamin, 4-Aminobiphenyl und Polonium. Abgesehen von Polonium gibt es für die genannten Stoffe anerkannte Grenzwerte, die selbst bei hoher Belastung der Luft durch Tabakrauch nicht einmal zu 1 Prozent ausgeschöpft werden.
  • Auch bei krebsverdächtigen Substanzen (K2, K3) liegt generell die rechnerische (und vermutlich meist nicht mehr messbare) Konzentration in stark belasteter Luft (0,25 mg/m³ Nikotin) deutlich unter 10% des zulässigen Grenzwertes.
  • Die Strahlung von Polonium geht  vollständig im Grundrauschen der natürlichen Strahlung unter.
  • Die angeblich 60 krebserregenden Substanzen im Tabakrauch sind anscheinend ein gut gehütetes Geheimnis. Zumindest wenn es um die enthaltenen Mengen und belastbare Quellangaben geht.
  • Gemessen an festgelegten Gefahrstoff-Grenzwerten ist Umgebungsrauch aus verbranntem Tabak ein sehr harmloses Gemisch.

Erklärungen zur Tabelle:

In nachfolgender Gefahrstoff-Tabelle wird die Belastung durch Stoffe im Tabakrauch abgeschätzt unter Verwendung von Mittelwerten an angeblich gemessenen Werten im Hauptstrom (Ac) und Mittelwerten von angeblichen Multiplikatoren Nebenstrom/Hauptstrom (Bc). Spalte C) ergibt sich aus Ac) x Bc) x 0,001 Milligramm/Mikrogramm/20 Kubikmeter und geht somit davon aus, dass für jede Zigarette mindestens 20 Kubikmeter Luft zur Verfügung stehen. Diese vorsichtige Annahme gründet auf konkreten Nikotinmessungen in rauchbelasteter Luft, die nahe legen, dass in der Praxis in der Regel tatsächlich sogar mindestens 100m³ (das 5-fache der Annahme) Luft für eine Zigarette zur Verfügung stehen. Es ist also in Erwägung zu ziehen, dass reale Stoffgehalte nur ein Fünftel von den in Spalten C) und Db) errechneten sind.

Spalten Ac) und Bc) sind Mittelwerte aus den veröffentlichten Bandbreiten
Spalten F) ff dokumentieren gefundene Grenzwerte samt Quellangaben

Spalte C) ist der Stoffgehalt einer einzelnen Zigarette mit 20 m³ Luft verdünnt (Ac * Bc / 20 / 1000µg/mg)

Spalte E) ist der niedrigste gefundene Grenzwert.

Spalte Da) ist die Anzahl Zigaretten um 20m³ Luft grenzwertig gemäss kleinstem Grenzwert E) zu belasten

Spalte Db) ist der Prozentsatz vom kleinsten Grenzwert, wenn die Substanz je Zigarette mit 20m³ Luft verdünnt wird

siehe zu C) und D)  auch Nicotine

[Hinweis von Netzwerk Rauchen: Die Tabelle kann aufgrund ihres Umfangs hier nicht komplett dargestellt werden. Hier finden Sie die Originaldarstellung, hier die pdf]

Klassifizierung kanzerogener Stoffe
Zur Einstufung und Kennzeichnung werden diese Stoffe beim derzeitigen Stand der Kenntnisse in drei Kategorien unterteilt:
Kategorie 1
Umfasst Stoffe, die auf den Menschen bekanntermassen krebserzeugend wirken. Der Kausalzusammenhang zwischen der Exposition eines Menschen gegenüber dem Stoff und der Entstehung von Krebs ist ausreichend nachgewiesen.
Kategorie 2
Umfasst Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen angesehen werden sollten. Es bestehen hinreichende Anhaltspunkte zu der Annahme, dass die Exposition eines Menschen gegenüber dem Stoff Krebs erzeugen kann. Diese Annahme beruht im Allgemeinen auf Folgendem: Geeignete Langzeit-Tierversuche und sonstige relevante Informationen.
Kategorie 3
Umfasst Stoffe, die wegen möglicher krebserzeugender Wirkung beim Menschen Anlass zu Besorgnis geben, über die jedoch ungenügend Informationen für eine befriedigende Beurteilung vorliegen. Aus geeigneten Tierversuchen liegen einige Anhaltspunkte vor, die jedoch nicht ausreichen, um einen Stoff in die Kategorie 2 einzustufen. Die Aufnahme eines Stoffes in Kategorie 1 erfolgt aufgrund epidemiologischer Daten. Die Aufnahme in die Kategorien 2 und 3 beruht vor allem auf Tierversuchen.
1) Werte je Zigarette
2) menschliches Karzinogen (IARC 1986)
3) Vermutetes Karzinogen bei Menschen (IARC 1986)
4) Karzinogen bei Tieren (IARC 1986)
5) umgerechnet auf Verdünnung in 20 Kubikmeter Luft und Milligramm je Kubikmeter
6) Nitrosamin
Quellen:
[1]
http://www.cdc.gov/Tobacco/sgr/sgr_1986/SGR1986-Chapter3.pdf Table 2 [1a]
http://www.epa.gov/nceawww1/ets/pdfs/etsch3.pdf
die unter [1] genannte Tabelle findet sich hier in schönerer Form, aber fast identisch als Table 3-1 auf Seite 3-5
Einziger markanter Unterschied ist der wesentlich geringere Nebenstromgehalt von Ammoniak, der dem von [2] entspricht.
[2]
http://www.baua.de/nn_17206/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/pdf/905/905-passivrauchen.pdf
Die „baua“  beruft sich in ihrer Publikation zum Passivrauchen (905) auf Werte des US-EPA 1993 und IARC 1986
Und veröffentlicht die Messwerte in Tabelle 1
[3]
http://www.tabakkontrolle.de/pdf/Passivrauchen_Band_5_2Auflage.pdf
Passivrauchen – ein unterschätztes Gesundheitsrisiko? (DKFZ 2005 Seite 13)
[4]
http://www.baua.de/nn_16806/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/pdf/TRGS-900.pdf
[5]
http://www.hvbg.de/d/bia/gestis/limit_values/index.html
Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz. GESTIS-Stoffdatenbank
[6]
http://h105.ath.cx/fwe.de/gefahrstoffdaten.de/index.html
[7]
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=983950&dopt=Abstract
[8]
http://www.uv.ruhr-uni-bochum.de/hsi/files/gruppe/krebserz.pdf
[9]
www.gaa.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/16495/5_552.pdf
TRGS 552 vom März 1996 (Nitrosamine)
[10]
http://wwwitsp1.suva.ch/sap/its/mimes/waswo/99/pdf/01903-d.pdf
Suva (Schweiz) MAK




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Trotz grösstmöglicher Sorgfalt, können die hier dargestellten Daten und Zusammenhänge selbstverständlich nicht verbindlich sein. Irrtum ist ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Über die E-Mail-Adresse werden vorgeschlagene in der Sache richtige Verbesserungen und Korrekturen gerne eingearbeitet.

Werner Paul im Dezember 2006
zum Impressum >>>

Wir haben einige zu dieser Zusammenstellung ähnliche im Internet:

Toxic Toxigology (by Littlewood & Fennell 1999)
http://www.forces.org/evidence/download/ntp915c.pdf
Hier wird für die Vergleichsberechnung ein  100m³ kleiner Raum  angenommen. Die Grenzwerte stammen aus den USA und sind relativ hoch.

McFadden 2003
http://www.antibrains.com/shs.html
rechnet mit einer 400m³ grossen Bar bei einer Luftaustauschrate von 3/h entsprechend 1200m³/h und berechnet, wie viele Zigaretten in der Stunde nötig wären, um diese Luftmenge nach amerikanischen Grenzwerten zu belasten.

Chemie statt Mythen
geht davon aus, dass der Rauch jeder Zigarette realistisch mit 70m³ verdünnt wird. Die vom Autor zugrunde gelegte realistische Verdünnung ist somit 3,5-fach höher, als die in o.g. Tabelle. Er bewertet ausserdem MS mit 15% und SS mit 85%. Die hier aufgestellte Tabelle bewertet jedoch SS mit 100% und MS mit 0%.
Hier finden sich auch ausgezeichnete Beschreibungen zum Gefahrpotential einiger Stoffe.

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