Leben endet mit dem Tod

Leben endet mit dem Tod

Was man glauben kann?

Laut EPA (USA) gehen 3000 Lungenkrebsfälle in den USA (297 Mio. Einwohner) auf das Konto des Passivrauchens. Das wäre ca. 1 berechneter Toter pro 100.000 Einwohner.
http://cfpub1.epa.gov/ncea/cfm/recordisplay.cfm?deid=2835

Dabei beruft sich die Organisation auch heute noch auf Ihr umstrittenes Werk aus dem Jahre 1992 (525 Seiten!)
Vom Risiko der Gefässkrankheiten ist zumindest auf der einleitenden Internetseite noch keine Rede.


Laut DKFZ (BRD) gehen  260 Lungenkrebsfälle in Deutschland (82 Mio. Einwohner) auf das Konto des Passivrauchens. Das wären 0,3 berechnete Tote pro 100.000 Einwohner.
http://www.tabakkontrolle.de/pdf/Passivrauchen_Band5.pdf

Dazu kommen neuerdings 2140 Herzinfarkte und 770 Schlaganfälle.


Enstrom und Kabat kommen allerdings in  sehr aktuellen und grossen Studien (mit sehr alten Daten) zum Ergebnis, dass ein Risiko durch Passivrauchen nicht nachweisbar ist.
http://www.data-yard.net/43/1057.pdf (2003) und
http://www.data-yard.net/74/aenstrom&kabat030106.pdf (2006)
umfangreiche Ergänzungen zu Anfeindungen:
http://www.scientificintegrityinstitute.org/defense.html
http://www.data-yard.net/77/silencing_science.pdf


Folgende nicht ganz kleine Studie (Layard 1994) findet kein Risiko für Herzinfarkte.
(„Indoor Air Research“ ist allerdings ein Institut der Tabakindustrie)
http://www.data-yard.net/ets_database/ets_cvd/layard95.pdf

Sehr interessant auch eine von der Tabakindustrie geförderte Veröffentlichung (1994) über die Publizität von Studien und deren Ergebnisse:
http://www.data-yard.net/ets_database/ets_cvd/levois-layard95.pdf

Wie sollen wir nachfolgende griechische Studie (S. 332!) verstehen?
http://www.data-yard.net/ets_database/ets_cvd/panagiotakos01.pdf


Das Wohnort-Risiko:

Höchst interessant ist das bundeslandspezifische Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen:
http://www.aerzteblatt.de/V4/archiv/artikeldruck.asp?id=15776

„Das maximale Risikoverhältnis der koronaren Mortalität lag für Männer bei 2,2 zu 1 (Brandenburg zu Hamburg) und für Frauen bei 2,7 zu 1 (Brandenburg zu Hessen). Die zerebrovaskuläre Mortalität (ICD-9, 430-438, 1996) zeigte ebenfalls regionale Unterschiede, jedoch einen geographischen Trend vom Osten zum Nordwesten (Grafik 5 und 6). Das maximale Risikoverhältnis der zerebrovaskulären Mortalität lag für Männer bei 2,0 zu 1 (Thüringen zu Hamburg) und für Frauen bei 2,3 zu 1 (Thüringen zu Hamburg).
Regionale Unterschiede bestehen sogar innerhalb einzelner Bundesländer, wie am Beispiel von Sachsen-Anhalt nachgewiesen werden konnte (15). Bei der männlichen Bevölkerung lag die Herz-Kreislauf-Mortalität (ICD-9, 390-459) in den Städteregionen signifikant niedriger und im Norden signifikant höher, verglichen mit dem durchschnittlichen Gesamtwert. Wiederum zeigte sich ein geographischer Trend vom Nordosten (höheres Risiko) zum Südwesten (geringeres Risiko). Bei der weiblichen Bevölkerung ergaben sich ähnliche regionale Unterschiede bei der Herz-Kreislauf-Mortalität, allerdings ohne statistische Signifikanz. Signifikante geographische Unterschiede wurden auch innerhalb des Bundeslandes Thüringen beobachtet (16).
Die zugrundeliegenden Ursachen der regionalen Unterschiede bei der Herz-Kreislauf-Mortalität sind bisher nicht geklärt. Als mögliche Ursachen kommen vor allem „klassische“ Risikofaktoren, sozioökonomische Bedingungen, Umwelteinflüsse, medizinische Versorgung, genetische Faktoren und administrative Aspekte in Frage (Textkasten).“

Und:
Finnland mit der höchsten Belastung hatte ein zirka fünffach höheres Gesamtrisiko eines Myokardinfarktes, verglichen mit Spanien mit der niedrigsten Belastung“
Anm: Mit Belastung ist Belastung mit Herzinfarkten gemeint. In Spanien wird deutlich mehr geraucht, als in Finnland.

Was ich sagen will:
Selbst bei dramatischen geographischen Unterschieden in der Sterblichkeit durch Herzinfarkt tappt man im Dunkeln. Nur eins ist sicher: Das Risiko wird stark durch Rauchen (auch passiv) erhöht.

Danach haben mich die Tabellen des statistischen Bundesamts (Deutschland) interessiert und entnehme daraus einige Risiken für Todesfälle:

ICD10 riskantes
Bundesland
versuswenig riskantes
Bundesland
relatives
Risiko
C00-C97Bösartige
Neubildungen
Saarland
(300,8)
 Baden-
Württemberg (219,3)
1,37
C34LungenkrebsBremen
(66,7)
 Baden-
Württemberg (34,9)
1,91
I00-I99KreislaufsystemSachsen
(563,5)
 Baden-
Württemberg (373,1)
1,51
I21akuter Herzinfarkt
1)
Sachsen-
Anhalt oder
Brandenburg
(103)
 Baden-
Württemberg (65,7)
1,57
I64SchlaganfallRheinland-
Pfalz (50,6)
 Berlin (17,8)2,84
K70Alkohol-LeberMecklenburg-
Vorpommern
(26,6)
 Bremen (8,3)3,2

Quelle: Todesursachen in Deutschland – Fachserie 12 Reihe 4 – 2004 (grosse Excel-Datei, Ziffer 2.3.2)

Bemerkungen:
– Zahlen in Klammern sind Todesfälle pro 100.000 Einwohner
– Baden-Württemberg scheint ein besonders gesundes Land zu sein 🙂
– Es gibt zwar eine „alkoholische Leberkrankheit (ICD K70)“ aber keine „Raucherlunge“ und auch kein „Raucherbein“ als Todesursache.
– Mich würde noch interessieren, wie viel in den Bundesländern geraucht wird. Das muss man eigentlich wissen, weil dazu in der BRD im Jahre 2005 insgesamt 70.000 Personen befragt wurden.
(entsprechende Info gefunden am 11.8.06 unter:
https://wwwext.stala.bwl.de/Veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag04_09_07.pdf )

1) Bei I21 habe ich Berlin mit 17,9 Todesfälle pro 100.000 Einwohner als „Ausreisser“ vernachlässigt. Das Relative Risiko Brandenburg / Berlin wäre sonst 5,75!


Das Statistische Bundesamt sagt: (Roteinträge vom Webmaster dieser Seiten)

http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2006/p2160092.htm

WIESBADEN – Wie das Statistische Bundesamt zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2006 mitteilt, starben im Jahr 2004 in Deutschland 41 342 Personen an Erkrankungen, die in Zusammenhang mit dem Konsum von Tabakprodukten gebracht werden können. Neben Lungenkrebs (39 798 Sterbefälle) werden auch Kehlkopfkrebs (1 496 Sterbefälle – das sind ca. 0,2% der Sterbefälle) und Luftröhrenkrebs (48 Sterbefälle – das sind 0,006% der Sterbefälle) zu den Folgeerkrankungen des Rauchens gezählt. Insgesamt waren im Jahr 2004 gut 5% aller Sterbefälle auf eine für Raucher symptomatische Erkrankung zurückzuführen. Auffällig ist, dass an den genannten Todesursachen knapp dreimal mehr Männer als Frauen starben.

Das ist in der Tat auffällig, da es unzweifelhaft ungefähr gleich viele Frauen wie Männer gibt und nicht wesentlich weniger Frauen rauchen. Ist das Rauchen – oder besser gesagt diese Art von Todesursachen –  also ein Männerrisiko?

Anscheinend stehen nach Auffassung des statistischen Bundesamts Gefässkrankheiten richtigerweise (noch!) nicht auf der Agenda. Man beachte, das Amt weiss nur, dass „gut 5% aller Sterbefälle auf eine für Raucher symptomatische Erkrankung zurückzuführen“ waren. Es weiss nicht zu sagen, wie viele davon geraucht haben!

Im Vergleich zum Jahr 1984 ist ein Anstieg dieser Todesursachen zu erkennen. Vor 22 Jahren gingen mit 33 589 Personen knapp 4% aller Sterbefälle auf die oben genannten Krankheiten zurück. Mit 27 931 gestorbenen Männern (83%) war deren Anteil an raucherspezifischen Todesursachen damals fast fünfmal höher als der weiblicher Gestorbener.

Der Anstieg dieser Todesursachen ist erstaunlich, weil das Rauchen anhaltend am abnehmen ist.

Allein der Lungenkrebs stellte 2004 in Deutschland die vierthäufigste Todesursache dar; 1984 war er noch die sechsthäufigste Todesursache. Mit 28 786 (7%) Todesfällen im Jahr 2004 war er bei den Männern sogar – wie bereits 2003 – die dritthäufigste Todesursache. War Lungenkrebs im Jahr 2002 noch die zehnthäufigste Todesursache bei Frauen gewesen, so belegte er 2004 Platz 7. In Deutschland starben somit 48 von 100 000 Einwohnern an Lungenkrebs (Männer: 71 je 100 000, Frauen: 26 je 100 000). Bezogen auf die Bundesländer zeigen die Sterbeziffern, dass in Bremen und im Saarland mit fast 67 beziehungsweise 63 Sterbefällen je 100 000 Einwohnern die Sterblichkeit am höchsten war. In Baden-Württemberg (35 je 100 000) und Bayern (37 je 100 000) starben bundesweit die wenigsten Personen an der Todesursache Lungenkrebs.

Das Risiko ist also in Bremen bzw. Saarland ungefähr 1,8-fach (65/36)  im Vergleich zu Baden-Württemberg oder Bayern. Dabei ist allerdings auch die Raucherquote in Bremen um ca. 33% höher. Im Saarland ist sie allerdings ungefähr gleich, wie in BW oder Bayern.
https://wwwext.stala.bwl.de/Veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag04_09_07.pdf  (Kopie hier )

Dass Todesfälle, die man mit dem Rauchen assoziiert, zunehmen, obwohl das Rauchen seit Jahrzehnten abnimmt, ist wahrlich eine bedenkliche Entwicklung.

Das durchschnittliche Alter der an Lungen-, Kehlkopf- und Luftröhrenkrebs Gestorbenen lag 2004 bei 69 Jahren. Bei Berücksichtigung aller Todesursachen sterben die Menschen in Deutschland durchschnittlich im Alter von 76 Jahren, somit versterben Personen mit für Raucher symptomatischen Erkrankungen durchschnittlich sieben Jahre früher.

Das heisst aber noch nicht, dass Raucher allgemein 7 Jahre früher sterben, denn in Betracht gezogen werden hier ja nur 5% der Todesfälle!

Archiv Werner Paul