Gelbe Rechtecke wegen Corona „geschlossen“ – Raucherdiskriminierung an Bahnhöfen

Gelbe Rechtecke wegen Corona „geschlossen“ – Raucherdiskriminierung an Bahnhöfen

Wer hätte sich träumen lassen, dass das Rauchen in den gelben Raucherbereichen auf Bahnsteigen der DB mal beinahe zur Widerstandshandlung wird?

Als 2007 die gelb umrandeten Diskriminierungszonen eingeführt wurden, hatte Netzwerk Rauchen noch gegen die Abschaffung der Raucherabteile im Fernverkehr protestiert (deren Wiedereinführung wir fordern). Letztes Jahr haben wir dann kritisiert, dass die Raucherbereiche am Frankfurter Hauptbahnhof kundenunfreundlicher organisiert werden sollen.

Und nun, in den verrückten Zeiten der Corona-Politik, kommt ein Paukenschlag: Die Deutsche Bahn erklärt mal eben sämtliche gelben Zonen an ganzen Bahnhöfen für ‚geschlossen‘. Mit dem auf einem dort jeweils angebrachten Zettel erklärten Ziel, „die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus weiter einzudämmen“. Geht es darum, dass, wie ein Zeitungsartikel formuliert, „die Raucherzonen nur einige Quadratmeter groß sind“ und daher die „Corona-Abstands- und Hygieneregeln“ nicht befolgt werden könnten? Die Deutsche Bahn selbst greift zu einer anderen Begründung: „In den Bundesländern, in denen die jeweiligen Landesverordnungen auch eine Maskenpflicht an Bahnhöfen vorsehen, hat die DB die Raucherbereiche geschlossen.“

Ginge es nur um Abstandsgebote, müsste sich die DB fragen lassen, warum sie aus diesem Anlass nicht den Tabakgenuss auf allen Outdoor-Bahnsteigen freigibt (wäre legal), dann verteilen sich die Menschen besser. Oder es einfach bei einem Hinweis auf die Rechtslage belässt, die gelben Rechtecke sind ja keineswegs durchgehend überfüllt. Aber so kann sich der Staatskonzern hinter den staatlichen Verordnungsgebern verstecken. Ähnlich wie 2007, als man das Inkrafttreten des Bundesrauchverbotsgesetzes ausnutzte, um Raucherabteile abzuschaffen und Verbraucher erst in den gelben Zonen einzupferchen.

Es wäre zumindest nicht nötig, Raucherbereiche mit Flatterband abzusperren und Aschenbecher mit Folie abzukleben. Dass solche auch mal abgerissen wird und dass trotzdem geraucht wird, hätte man sich denken können. Kleinere Haltepunkte sind übrigens nicht betroffen, da dort offiziell ein totales Rauchverbot ohne Raucherzonen gilt. Wie wir wissen, wird diese Vorschrift weitgehend ignoriert. Daran ändert auch die Coronapolitik nichts.

Dass die Lage der Raucher sich also auf dem Papier verschlechtert hat – und in der Praxis die Gefahr besteht, z.B. von der Bundespolizei aufgescheucht zu werden, wenn man trotzdem raucht – ist  also insbesondere den Landesregierungen zum Vorwurf zu machen. Netzwerk Rauchen setzt sich dafür ein, dass „die Selbstbestimmung des eigenen Lebensstils und die Handlungsfreiheit nicht fragwürdigen politischen, insbesondere gesundheitspolitischen Zielen und Methoden geopfert werden“. Insofern sehen wir die derzeitige Coronapolitik grundsätzlich kritisch. In keinem Falle ist eine Maskenpflicht an der frischen Luft von Bahnsteigen und Haltestellen gerechtfertigt. Wir fordern ein Ende dieser Verbraucher-Gängelung – freies Rauchen am Bahnsteig sollte wieder normal werden. Mal ganz davon abgesehen, dass Corona der denkbar ungeeignetste Anlass ist, Raucher weiter zu schikanieren.

MIB