Gesundheitswahn demaskieren

Gesundheitswahn demaskieren

Die Corona-Politik setzt den grassierenden Sanitarismus konsequent fort.

‚Gesundheit statt Lebensqualität‘: das ist die unausgesprochene Devise des Sanitarismus“, formulierte Prof. Günter Ropohl, inzwischen verstorbener Technikphilosoph und Mitglied beim Netzwerk Rauchen. „Gesundheit ist zum überlebensgroßen Wunschbild der Menschen geworden, dem alle anderen Bedürfnisse und Wünsche bedingungslos untergeordnet werden“, so seine Kritik. Zu dieser Gesundheitsideologie gehören für ihn u.a. die Medikalisierung (mehr Pathologisierung, mehr Behandlung) und der Versuch, „besonders auch die lebensstilbedingten Gesundheitsrisiken mit mehr oder minder sanftem Zwang zu beseitigen“.

Man verheißt ein angeblich längeres Leben, und dafür soll man Opfer bringen, wie mit dem Rauchen aufhören, anders essen, weniger trinken, dem Fitnesskult frönen und mehr. Ob das tatsächlich – erst recht im Einzelfall – eintritt, und ob jemand das möchte, spielt dabei keine Rolle. Man verbreitet über Medien und Bildungseinrichtungen Verzichtspredigten aller Art. So hat sich heute ein religiöses Verständnis von „gesund“ vs. „ungesund“ eingeschlichen – bei Lebensmitteln, Verhaltensweisen u.ä. –, das mit Fakten, Vernunft oder gar persönlichen Vorlieben nichts mehr zu tun hat.

Und noch weniger mit individueller Freiheit, denn diese wird durch einschlägige staatliche Politik beschnitten, wie wir beim Thema Tabak besonders gut sehen können. Gesetzliche Rauchverbote, turmhohe Tabaksteuern, Ekelbilder auf Packungen, Mentholverbot und viele weitere Einschränkungen. Eine permanent fortschreitende Agenda. Ähnliches gilt übrigens für den Bereich Ernährung/Körpergewicht, wo bisher zwar mit weniger Verboten, aber bereits mit staatlichem Druck auf Hersteller gearbeitet wird.

Ohne solche langjährige Gewöhnung an Bevormundung, Paternalismus und Volkserziehung wäre das Jahr 2020 mit seiner Coronapolitik nicht denkbar gewesen. Zumindest im Vergleich zur Asiatischen Grippe Ende der 50er Jahre oder der Hongkong-Grippe Ende der 60er Jahre sticht das Virus nicht wirklich hervor, neu sind die Reaktionen darauf. Jetzt überschlagen sich Verordnungen, Einschränkungen und Verbote, die es in vielen Ländern noch nie gegeben hat, meist nicht einmal in historischen Diktaturen – und die Mehrheit lässt es geschehen, oft mit zustimmendem Nicken.

Gesundheit sei das Wichtigste, das oberste Gut – dafür lässt man sich dann auch bereitwillig Ostern, Weihnachten, Silvester und den Karneval wegnehmen. Die Liste der zu bringenden Opfer wird immer länger. Die dafür verwandten Mechanismen kennen wir beim Netzwerk Rauchen schon zur Genüge: Politik der Angst, einseitige Mainstreammedien, Rekurs auf ‚die Wissenschaft‘ und fragwürdige Gesundheitsautoritäten, Förderung des Denunziantentums und Aufhetzung innerhalb der Gesellschaft.

  • Was bisher schon die unbegründete Passivrauchhysterie gewesen ist, wird nun zur Ansteckungshysterie gegenüber jedermann (und war noch bis Februar 2020 bei grippeähnlichen Erkältungskrankheiten ein völlig normales Lebensrisiko).
  • Wo bisher schon Kneipen in Bundesländern wie Bayern und NRW am totalen Rauchverbot eingegangen sind, wird die Gastronomie jetzt komplett auf unbestimmte Zeit geschlossen, auch wenn sie sich an alle Hygienevorgaben gehalten hat.
  • Während bisher schon das Bahnfahren für wesentliche Teile der Bevölkerung durch das totale Rauchverbot unbequemer geworden ist, tut jetzt der Maskenzwang sein Übriges, um den Bahnverkehr noch weiter an Attraktivität gegenüber dem Auto einbüßen zu lassen.
  • Hat man bisher schon die Entnormalisierung des Tabakgenusses explizit vorangetrieben, sollen sich jetzt alle einer „Neuen Normalität“ unterwerfen, die selbst gängigen Körperkontakt, Aufenthalt auf der Straße zu beliebigen Uhrzeiten, Demonstrationen mit beliebig vielen Teilnehmern, Reisefreiheit, unmaskiertes Herumlaufen, üblichen Schulunterricht, niedrigschwellige Möglichkeiten zum Besuch (Tod)Kranker im Krankenhaus denormalisiert.

Das ließe sich fortsetzen. Genau wie die Tabakbekämpfung die Menschen nicht gesünder macht und nicht langlebiger, richtet die Coronapolitik mehr Schaden als Nutzen an, indem sie ihnen Perspektiven und Freude nimmt. Letzteres wirkt sich auf die Lebensqualität, ersteres auch auf die Lebensquantität aus. Alleine ökonomische Schäden können auf Dauer ein Vielfaches an Lebensverkürzung gegenüber dem bedeuten, was das Coronavirus bewirkt (z.B. hier skizziert). Die extreme Beschleunigung des Sanitarismus im Jahre 2020 wird sehr langfristige, negative Auswirkungen zeitigen, nicht nur im Zusammenschrumpfen der individuellen Freiheitsrechte. Die Gesundheitsdiktatur – ein Begriff, den das Netzwerk Rauchen mitgeprägt hat –,  hat nie gekannte Formen angenommen, Ausgangssperren und Demonstrationsverbote zeigen den autoritären Weg. Gewöhnung und Gehorsam führen nur dazu, dass immer weitere Gesetze, Verordnungen und andere Maßnahmen draufgesattelt werden. Es ist Zeit, dem Sanitarismus die durchsichtige Maske von der hässlichen Fratze zu reißen.

MIB