Rechnerisch:
Ein Raum mit Rauchern ist gemäss Jahrzehnte alter Arbeitsstättenrichtlinie mit einem Luftaustausch von wenigstens 30m³/h und Person (ohne Raucher bei rein sitzender Tätigkeit 20m³/h und Person) zu belüften.
Befinden sich im Raum 50% Raucher, so kommt auf einen Raucher ein Nichtraucher. Der Gesamtrauch eines Rauchers wird demnach dann mit 60m³/h verdünnt. Wenn der Raucher nun 3 Zigaretten in der Stunde raucht, so kommt wärend dieser Extremsituation im Durchschnitt der Rauch von einer Zigarette auf 20m³ Luft.
Da diese Extremsituation (= die Hälfte der Anwesenden sind Raucher und rauchen durchweg 3 Zigarette/h) sehr selten ist, ist im Höchstfall von einem Durchschnittswert von einer Zigarette je 40 Kubikmeter Luft auszugehen. Das wäre immer noch die Hälfte der im vorigen Absatz genannten Spitzen-Exposition.
Ein Mensch atmet in 8 Stunden knapp 5 Kubikmeter Luft ein. Darin wäre dann der Rauch einer achtel (0,125) Zigarette enthalten, wenn sich in 40 Kubikmeter Luft der Rauch einer ganzen Zigarette befindet.
Tabakrauch besteht wie jeder Rauch ganz überwiegend aus Wasser und Kohlendioxid.
Nikotin in der Luft:
Nikotinmessungen erbringen ganz überwiegend weit weniger, als 50µg/m³ Nikotin in der Luft [1]. Das entspricht ungefähr fünf Hundertstel von dem, was ein Raucher mit einer einzigen Zigarette inhaliert. (Packungsangabe ca. 1mg/Zigarette) Bei 5 Kubikmeter Atemvolumen in 8 Stunden käme ein dauernd diesem Wert ausgesetzter Nichtraucher auf 250µg/Tag
Unter realistischen Bedingungen ist aber kein Nichtraucher volle 8 Stunden an jedem Arbeitstag dieser Konzentration ausgesetzt. Höchstens die Hälfte kann in Frage kommen: 125µg/Tag entsprechend 27 mg an 220 Arbeitstagen/Jahr. Das entspricht ungefähr 27 Zigaretten pro Jahr mit jeweils 1mg Nikotin.
Nur an ausgesuchten Extremorten, insbesondere schlecht belüfteten und nicht repräsentativen Diskotheken oder Bars konnten schon Konzentrationen gemessen werden, die um das 3-fache über der oben zugrunde gelegten Nikotinkonzentration von 50µg/m³ lagen. Die genaueren Umstände über die Lüftung der Räume und Problematik der Messmethode wurden bei diesen Messungen nicht veröffentlicht.
mehr zu Nikotin: http://www.passiv-rauchen.de/Nicotine.htm
Relativ aktuelle Messdaten zur Belastung in deutschen Gastronomiebetrieben. – Alle Grenzwerte weit unterschritten!
Cotinin im Urin:
ist ein Abbauprodukt von Nikotin und ein anerkannter Marker für die Belastung mit Tabakrauch. Es gibt mehrere Studien, die sich mit dem Zusammenhang beschäftigt haben.
Im Durchschnitt ergeben sich für exponierte Nichtraucher Werte von 1/300-stel der Raucher. Nimmt man für Raucher einen Durschnittskonsum von 20 Zigaretten am Tag an, so kommt man für exponierte Nichtraucher auf den Rauch von 20/300 = 0,07 Zigaretten pro Tag. Die Selektion und Qualität der zu Grunde liegenden Studien sei hier nicht weiter gewürdigt.
mehr zu Cotinin: http://www.passiv-rauchen.de/cotinin.htm
So wundert es auch kaum, dass eine relativ aktuelle Studie zwar bei aktiven Rauchern einen sehr deutlichen Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und Cotinin im Blut fest stellen konnte, bei Nichtrauchern jedoch ein solcher Zusammenhang aus blieb. http://cebp.aacrjournals.org/cgi/content/full/15/6/1184
Schlussfolgerung:
Dies sind sehr rudimentäre Überlegungen zu maximal möglichen Expositionen durch Tabakrauch in der Luft.
Selbst bei sehr hoher Exposition in stark von Rauchern frequentierten Gastronomiebetrieben ist eine durchschnittliche Belastung mit Rauch von mehr als 0,1 Zigaretten in 8 Stunden Arbeitszeit kaum denkbar. Bei 220 Arbeitstagen im Jahr wären das noch immer nur 22 Zigaretten pro Jahr.
Die Belastung von Gästen ist natürlich ungleich geringer, weil ihre Aufenthaltsdauer ungleich geringer ist, als 8 Stunden an jedem Werktag.
Eine sehr differenzierte Bewertung unter Würdigung eines toxischen Potentials von Umgebungsrauch findet sich in „Chemie statt Mythen“ (http://www.netzwerk-rauchen.de/documents/Chemie%20statt%20Mythen%20Version%20020207.pdf Seite 29ff). Sie würdigt insbesondere eine sehr gute deutsche Studie aus dem Jahr 1998 zum Cotininpegel bei unterschiedlichen Expositionen (Seite 34ff)