Neuseeland treibt mit extremen Maßnahmen die Tabakprohibition voran, andere Länder werden folgen.
Neuseeland gehört – wie das benachbarte Australien – schon lange zu den weltweiten Speerspitzen bei der Bekämpfung des Rauchens. Turmhohe Strafsteuern für den Tabakgenuss – die die ständig steigende Tabaksteuer in Deutschland weit in den Schatten stellen –, Plain Packaging (Einheitsverpackung) und weiter reichende Rauchverbote als hierzulande gehören zum Repertoire.
Geraucht werden darf in Neuseeland noch ab dem Alter von 18 Jahren, doch damit wird bald Schluss sein. Menschen ab Jahrgang 2009 sollen nie mehr legal Tabak erwerben dürfen, so ein seit Anfang dieses Jahres geltendes Gesetz. Das bedeutet ganz offiziell Prohibition für junge Leute und künftige Generationen. Zeitgleich wird die Anzahl der Tabakverkaufsstellen per planwirtschaftlicher Festlegung auf nur noch ein Zehntel minimiert; das ergibt wenige hundert in ganz Neuseeland. Anderen Einzelhändlern, die entsprechende Produkte bisher im Sortiment geführt haben, ist es verboten, diese noch anzubieten.
Besonders krass: Der Nikotinhöchstgehalt wird per Gesetz erheblich reduziert, auf nur 0,8 Milligramm pro Gramm Tabak ab April 2025. Das liegt deutlich unterhalb der EU-Schwelle von 1 Milligramm pro Zigarette, denn letztere bezieht sich auf den Rauch, nicht auf den Tabak wie in Neuseeland. Im Ergebnis dürfte dann die stärkste neuseeländische Zigarette in etwa so viel Nikotin abgeben wie heute die schwächste, die man hierzulande kaufen kann (siehe unserer Wertetabelle). Zum Vergleich könnte man Alkohol heranziehen. „Alkoholfreies“ Bier weist entgegen seiner Bezeichnung einen Alkoholgehalt auf, und zwar von bis zu einem Zehntel üblichen Prozente. (Auch Fruchtsäfte und Essen können Alkohol enthalten.) Wenn man von Zigaretten mit einer Nikotinmenge, die im oberen Bereich dessen liegt, was in der EU noch erlaubt ist, auf Zigaretten mit der neuseeländischen Obergrenze umstiege, entspräche das dem Unterschied zwischen einem normalen Bier und einem alkoholfreien. Dann wäre man nach einem ganzen Kasten noch nicht betrunken, und analog müsste eine halbe Schachtel oder mehr gleichzeitig leeren, damit sich die gewünschte und gewohnte Wirkung entfaltet. Das ist faktische Prohibition, und zwar für Menschen aller Jahrgänge, nicht nur der ab 2009 geborenen. Für vollwertige Tabakwaren müsste sich dann ein Schwarzmarkt entwickeln.
Auf diesen Zug wollen andere aufspringen. Die britische Regierung hat angekündigt, die Altersgrenze kopieren zu wollen. Das spare Gesundheitskosten, lautet die zynische und falsche Begründung. Bei den deutschen Grünen, einer Vorhut des Sanitarismus, liegt ein Antrag vor, die prohibitive Nikotin-Obergrenze ins Europawahlprogramm aufzunehmen.
Dabei handelt es sich um ein Vorgehen, dass in der professionellen und pseudowissenschaftlichen Tobacco Control (Tabakbekämpfung) schon lange diskutiert wird, spätestens seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts unter dem Begriff „endgame“. Das Endspiel gegen den Tabakkonsum, die Schlussphase des Rauchgenusses, wo man auch vor dem Tabakerhitzen und Nikotinverdampfen nicht unbedingt Halt macht. Ein Kulturgut würde untergehen, die Raucher als gesellschaftliche Gruppe und als Verbraucher verschwinden, so der Plan. Die Hände reiben sich dann die Profiteure bei Big Pharma und die Prohibitionsideologen.
Netzwerk Rauchen stellt sich gegen diesen Irrsinn. Von einer Prohibition ab einem bestimmten Geburtsjahr sind wir in Deutschland zwar noch entfernt, aber wer weiß, ob die EU nicht noch in diesem Jahrzehnt die Nikotingehalte bis zur Unkenntlichkeit beschneiden will. Wir sagen: Nein! Wir brauchen mehr Freiheit des Lebensstils, mehr eigene Entscheidung statt weniger. Ein uns aufgezwungenes „endgame“ müssen wir in diesem Sinne für uns entscheiden!