In Kuba werden Raucher keine Ekelbilder auf Tabakpackungen aufgezwungen. Es sind auch Zigarettenwerte erlaubt, die in der EU verboten sind.
Kuba steht vor allem bei Zigarrenliebhabern hoch im Kurs, aber auch Zigaretten werden auf der karibischen Insel hergestellt und genossen. In der kommunistischen Diktatur herrscht Mangelwirtschaft, über die manch bunte Hausfassaden und Autos nicht hinwegtäuschen sollten.
Dennoch mag es hiesige Raucher verwundern, wenn sie dort einheimische Tabakwaren sehen – siehe Bild oben. Wo sind die manipulativen Schockbilder, mit denen uns die EU seit 2016 (seit der TPD 2) traktiert? Eine propagandistische Aufschrift im schwarzen Trauerrand – den uns die EU mit der TPD 1 vor fast 20 Jahren beschert hat –, findet sich zwar, aber statt „Rauchen bedroht Ihre Potenz“ heißt es dort etwas poetischer: „Die Zigarette verbrennt dich von innen, nur du kannst diese Flamme löschen.“
Nicht nur spart man sich den Anblick von Gesundheitsporno-Fotos (Abhilfe: Ekelschutz), auch die Gesamtfläche der Schachtel wird in geringerem Maße von staatlich erzwungenen Aufdrucken eingenommen als in der Europäischen Union. Und statt eines albernen „Plastik im Filter“-Zusatzes findet man eine Art Grüner-Punkt-Logo. Der hat für gerade für Deutsche einen Wiedererkennungswert, was zur abgebildeten Marke passt. H. Uppmann ist nach dem deutschen Hermann Uppmann benannt, der im 19. Jahrhundert als Einwanderer eine Tabakfirma auf Kuba (und nach seiner Rückkehr eine in Bremen) gründete.
H. Uppmann ist zugleich auch eine Zigarrenmarke. Die Zigaretten werden von Brascuba angeboten; dabei handelt es sich um eine Kooperation Kubas mit der brasilianischen Niederlassung von Britisch American Tobacco (BAT), einem der führenden Tabakkonzerne weltweit mit Hauptsitz in London. (Es gibt auf der Insel auch ‚westliche‘ Marken – wobei die Verfügbarkeit von Waren dort generell ein Problem darstellt.)
Aber zurück zum den H.-Uppmann-Zigaretten. Die abgebildete Variante enthält schwarzen Tabak, der an Gitanes und Gauloises Brunes erinnert. Die Werte (Nikotin, Kondensat, Kohlenmonoxid) sind aber andere. Zum einen sind sie auf der Verpackung abgebildet, was in der EU durch die TPD 2 2016 verboten wurde. Netzwerk Rauchen als Verbraucherschutzorganisation kritisiert schon lange, dass diese sachlichen und nützlichen Inhaltsangaben verschwinden mussten, und dass die Bundesregierung sich offenbar weigert, solche Informationen in aktueller Form den Verbrauchern bereitzustellen. Wir bieten für Industriezigaretten selbst einen solchen Service an, wo Sie an diese Informationen gelangen können.
Zum anderen gehen die Werte der Zigaretten in dieser Schachtel über das von Brüssel erlaubte Maß hinaus. Die 1,0 Milligramm Nikotin wären zwar gerade noch gestattet, finden sich kaum noch im hiesigen Warenangebot. Die Werte für Kondensat und Kohlenmonoxid überschreiten die EU-Obergrenze von jeweils 10 Milligramm etwas. Leider gibt es auch in Kuba Rauchverbote und andere Einschränkungen – auf der Schachtel sieht man z.B. ein Abgabeverbot an unter 18-Jährige. Bei den eben genannten Punkten zum Produkt und seiner Verpackung geht es in der Diktatur aber offenbar liberaler zu. Kein ganz überraschendes Phänomen, da bei der globalen Tabakbekämpfung die ‚westliche‘, früher im Kalten Krieg noch „freie“ genannte, Welt führt. Wer im Restaurant rauchen möchte, kommt in Pjöngjang eher zum Zuge als in New York oder München. Netzwerk Rauchen fordert: Schluss mit der Diskriminierung des Tabakgenusses und der Verbraucher, und das weltweit!